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Gesammelte Ansprachen und Gedanken des Vorstands seit 2010

 

Ansprache zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Pfarrkirche 2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

Die zweite Lesung, die an diesem Wochenende gelesen wird, entspricht den Begrüßungsworten des ersten Briefes des Apostels Paulus, den er etwa im Jahre 54 n. Chr. an seine Gemeinde in Korinth sendete. Man kann getrost sagen, dass es „seine“ Gemeinde war, denn er hatte sie ein paar Jahre zuvor während einer Missionsreise gegründet. Die Christen in Korinth lagen ihm daher besonders am Herzen. Umso mehr muss es Paulus geärgert haben, als er erfuhr, dass es in Korinth zu Streit und Spaltungen unter den Gläubigen gekommen war, die nun den Fortbestand des Gemeindelebens gefährdeten. Als Gründer der Gemeinde nahm er sich aber der Probleme an und versuchte in seinem Brief die Streitigkeiten zu schlichten, indem er klare Anweisungen gab und der jungen christlichen Gemeinde mit klaren und unmissverständlichen Auslegungen des Gotteswortes Halt gab.

Nun verwundert es nicht, dass es in einer gerade gegründeten Gemeinde wie Korinth zu Streit über die Auslegung einer gerade einmal zwanzig Jahre vorher entstandenen Glaubensrichtung kommt. Doch Streit innerhalb einer Gemeinde ist uns auch heute nicht fremd. Selbst hier in Wanlo treffen alltäglich unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Strömungen aufeinander. Teilweise sind es auch hier fast schon „Glaubensfragen“. Gerade in einem so kleinen Dorf wie hier, wo jeder jeden kennt, wünscht man sich jedoch viel lieber Einigkeit und Eintracht. Stattdessen ist gerade das dörfliche Zusammenleben oftmals geprägt von Uneinigkeit und Streit, der dann bis in die Vereine, über die Nachbarschaften bis ins Private weiterreicht. Klar fragt sich da mancher: Wer würde in so einer Gemeinde gerne ein Amt im Verein übernehmen? Wer würde gar Majestät – sogar Kaiser – werden wollen?

Doch hier sitzen sie: unsere Majestäten. Denen das Leben in Wanlo so wichtig ist, dass sie sich entschlossen haben, Amtsträger in diesem Ort zu werden. Dass sie ein Jahr lang als Vertreter des christlichen und bruderschaftlichen Lebens in Wanlo im Mittelpunkt und im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen werden. Wanlo liegt ihnen am Herzen, so wie einst der Apostel Paulus „seine“ Korinther besonders liebte. Unsere Majestäten haben ihre Ämter errungen – trotz aller Streitigkeiten und aller Unterschiede in der Gemeinde. Und alle hier fragen sich: Warum?

Paulus gibt die Antwort in seinem Schlusswort an die Gemeinde in Korinth: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark!“

Unsere Majestäten sind überzeugt von dem, was sie tun. Sie glauben an sich, an Gott und an die Kraft der Gemeinschaft. Die urtraditionellen Werte von Glaube, Sitte und Heimat geben ihnen Mut, das Richtige zu tun. Die alte Wurzel der langen bruderschaftlichen Historie gibt ihnen Kraft und Stärke – auch im Hier und Heute. Ihr Mut und ihre Stärke sollen auch für uns Vorbild sein. Vorbild dafür, Streit und Uneinigkeit zu überwinden. Einander die Hände zu reichen. Gemeinsam zu feiern, gemeinsam Freude zu erleben.

Für unsere Majestäten beginnt heute ein aufregendes Jahr. In diesem Jahr wird es viele Gelegenheiten geben, sich zu freuen und zu feiern. Es wird viele Gelegenheiten geben, aufeinander zuzugehen und dort Verbindendes zu finden, wo lange nur Trennendes war. Unsere Majestäten werden darüber wachen. Unsere Majestäten werden uns leiten, wo die Einigkeit liegt, die lange verborgen schien. So wie Paulus die Korinther führte, werden auch unsere Majestäten uns führen. Allen gemein ist das Vertrauen auf Jesus Christus, das stets für Einigkeit sorgt. Die Liebe und der Friede Gottes ist uns allen gemein.
Und so freuen wir uns, unseren Majestäten, ihren Begleitern und Gruppen heute die Worte sagen zu können, die Paulus bereits vor fast 2.000 Jahren an seine Gemeinde richtete: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“

 


 

Rede am Ehrenmal 2019

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Werfen wir einen Blick auf unser Ehrenmal. „Unseren Kriegsopfern zum Gedenken“. Die Lettern auf unserem Ehrenmal sind mit dem Auftrag verbunden, stets die Erinnerung an alle Opfer der Weltkriege zu wahren. Wir sind hier, um all jener zu gedenken, die die Weltkriege das Leben gekostet haben; die körperlich oder seelisch für ihr Leben lang gezeichnet wurden.

Die Jahreszahlen auf dem Ehrenmal sind trügerisch. Der 1. Weltkrieg liegt inzwischen schon über 100 Jahre zurück. Und auch der Beginn des 2. Weltkrieges jährt sich in ein paar Monaten bereits zum 80. Mal. Die Zeitzeugen werden weniger. Die Spuren verwischen. Seit vielen Jahrzehnten herrscht nun Frieden in Europa, die Welt rückt wirtschaftlich und kulturell immer näher zusammen. Es erscheint unvorstellbar, dass auf unserem Kontinent ein Vernichtungskrieg stattfindet; dass Bomben fallen; dass eine ganze Generation in den Granattrichtern der Schlachtfelder verheizt wird. Alles Vergangenheit? Geschichte und Geschichten aus einer anderen Zeit? Wie gesagt, Jahreszahlen sind trügerisch.

Überall auf der Welt taucht er nämlich wieder auf: der Führer. All die Trumps, Putins, Erdogans, Kims und Maduros auf der ganzen Welt bauen sich und ihr politisches System zu einem Konstrukt auf, dass auf sie – die starken Führer – zugeschnitten ist. Sie inszenieren sich als diejenigen, die ganz alleine für alle Probleme die richtige Lösung haben. Sie brechen Konventionen, gehen ungewöhnliche und eindeutig falsche Wege, nur um ihren Führungsanspruch zu untermauern; nur zu beweisen, dass sie vermeintlich stark sind. Sie nutzen dabei die Sehnsucht vieler Menschen aus, die sich auf den Irrweg begeben und einen starken Führer wünschen. Einen, der anpackt, der einfach macht, im Zweifelsfall ohne Rücksicht auf Verluste. Politischer Egoismus und Aktionismus sind eine reale Gefahr. Denn sie haben zu Zuständen geführt, die Millionen das Leben kosteten. Sie machten einst aus unseren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern Kriegsopfer.

Gerade liegt ein Wahlkampf hinter uns. Das Europäische Parlament wurde gewählt. Es wurde wieder viel über Politik gesprochen. Über Themen, Probleme und Lösungsansätze. In der Diskussion der Parteien und Politiker, Experten und Journalisten neigten ebenfalls viele Akteure zum Aktionismus. Es müssten jetzt schnelle Lösungen gefunden werden. Es müsse sofort ein Umdenken stattfinden. Es brauche nun direkte Entscheidungen. Ja, die Welt wandelt sich schneller als jemals zuvor. Ja, einige Probleme dürfen nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Doch Aktionismus ist der falsche Weg. Man spricht ja oft von blindem Aktionismus. Die Vergangenheit muss uns immer eine Lehre sein. Es muss stets der Blick auf die Konsequenzen geworfen werden. Vor 90 Jahren erreichte die NSDAP bei Landtagswahlen gerade einmal 10 Prozent der Stimmen. Zehn Jahre später setzte ihr Parteivorsitzender ganz Europa in Brand. Blinder Aktionismus ist nie folgenlos. Aktionismus führt zu mehr Problemen als er je lösen könnte.

Vor einigen Tagen feierte unser Grundgesetz sein 70-jähriges Bestehen. Es ist eines der wichtigsten Instrumente, um Aktionismus in Deutschland im Zaum zu halten. Mit den unveränderlichen Grundrechten haben wir einen Schutzmechanismus gegen blinden Aktionismus geschaffen. Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Glaubensfreiheit, Gleichberechtigung: All dies bildet den Grundstock unseres Lebens in diesem Land. All diese wertvollen Rechte wurden als Lehre aus der Vergangenheit etabliert. Sie zu wahren und zu schützen ist unser aller Aufgabe. Ja, besonnenes und duldsames Agieren ist anstrengend. Einfache Lösungen sind verlockend, vor allem wenn der Rest der Welt vermeintlich macht, was er will. Doch wir werden unseren Weg weitergehen. Wir werden den Weg gehen, den uns die Väter des Grundgesetzes angeboten haben. Als Weg weit weg von Krieg und Hass. Als Weg in die Zukunft. Heute stehen wir hier und werfen einen Blick zurück und gedenken aller, denen der Hass der Menschen diesen Weg verweigert hat. Doch in unseren Herzen nehmen wir sie alle mit auf diesen Weg.

 


 

Ansprache zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Pfarrkirche 2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

Das Evangelium von der Hochzeit zu Kana gehört zu den bekanntesten Geschichten des Neuen Testaments. Die Erzählung, wie Jesus Wasser in Wein verwandelt und damit das erste Zeichen seiner Herrlichkeit in Galiläa setzt, besticht durch seine greifbare Bildsprache. Doch Jesus ist kein Zauberer, der wie ein Trickspieler auf magische Weise die Materie von Gegenständen verändern kann. Er ist schließlich der Sohn Gottes und in Kana vollzieht er laut wörtlicher Bibelübersetzung auch kein Wunder, sondern ein „Zeichen“ dafür, dass er der Messias ist. Das Symbol des Weines wird in der Bibel gleichgesetzt mit Lebensfreude und Festlichkeit. Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana, die am Anfang des Johannesevangeliums steht, weist darauf hin, dass mit Jesus die Zeit der Freude gekommen ist. Die tristen Tage des Wartens auf den Messias sind vorbei. Aus Wasser wird Wein.

So ähnlich verhält es sich auch mit unserem Schützenwesen. Unsere jährlichen Festlichkeiten, seien es das heutige Antoniusfest oder unsere Schützenfesttage im Sommer, sind immer auch ein Ausdruck von gemeinschaftlicher Lebensfreude. Es sind Tage, an denen wir den Alltag hinter uns lassen, an denen wir die kleinen Sorgen aus dem Haushalt, der täglichen Arbeit oder kleinen Lebenskrisen vergessen können. Stattdessen erleben wir im Kreise unserer Freunde, Nachbarn und Gruppenmitglieder ein paar fröhliche Stunden. Die gemeinsam erlebte Freude steht dabei im Vordergrund – das Schützenwesen ist eben nichts für Leute, die nur um sich selbst kreisen. Die Tristesse des Alltags bleibt zurück, stattdessen lassen wir unsere Heimat, unsere Tradition und unsere Identität als Wanloer mit viel Spaß hochleben. Aus Wasser wird Wein.

Dass so etwas in der heutigen stressigen, durch-getakteten und von Arbeit und Pflichten geprägten Zeit noch gelingen kann, grenzt oftmals an ein Wunder. Entscheidend für das Gelingen dieses kleinen Wunders sind – genau wie in Kana – alle Menschen, die die Verwandlung des tristen Alltags in reine Freude möglich machen. Wir brauchen zunächst die Menschen, die das triste Wasser in schmackhaften Wein verwandeln. Und wir brauchen auch die Menschen, die diesen Wein trinken und den Geschmack höher schätzen als den Wein, den sie bislang gekostet haben. All diese Menschen haben sich heute hier versammelt.

Es ist die wahre Freude unserer Majestäten bei allen Feierlichkeiten, die nahezu ansteckend wirkt. Es sind die monatelange Vorfreude, das fröhliche Beisammensein sowie die magischen und unvergesslichen Momente, die das König-sein in einer Bruderschaft ausmachen. Unsere Majestäten sind nicht nur Silberträger, sie sind Freudenträger. Jede und jeder von ihnen trägt große Freude in sich. Mit dieser Freude vermögen sie uns anzustecken. Sie geben uns das Gefühl, das beste Fest seit langem zu erleben. Sie geben uns das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein und an einem prägenden Lebensereignis wahrhaft teilhaben zu können. Es ist das Gefühl, den besten Wein zu kosten, nachdem es lange Zeit nur Wasser oder billigen Wein zu trinken gab. Es ist das Gefühl, was es schafft, den tristen Alltag zu vergessen und den Fokus auf die Fröhlichkeit unseres Brauchtums zu legen. Dieses Gefühl wollen wir heute miteinander teilen. Und wir danken unseren Majestäten für dieses einmalige Gefühl, das sie uns schenken. Aus Wasser machen sie Wein. Und auf diesen Wein freuen wir uns.

 


 

Rede am Ehrenmal 2018

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Blickt man derzeit auf die weltweite Nachrichtenlage, so stellt man fest, dass der ewige Wunsch nach friedlichem Zusammenleben der Völker leider immer noch unerfüllt ist. In Syrien tobt seit Jahren ein bestialisches Massaker; Russland und der Westen liefern sich einen Wettbewerb im Säbelrasseln wie zu Zeiten des Kalten Krieges und von Frieden in Nahost wagt derzeit auch niemand mehr zu sprechen. Es regieren immer mehr selbstherrliche Despoten, die nur noch die harte Kante kennen und denen jegliches diplomatische Geschick abhandengekommen zu sein scheint. Gedenkveranstaltungen wie diese mahnen uns immer wieder, dass man aus der Geschichte lernen müsse und sich die tödlichen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen dürften. Aktuell hat man den Eindruck, dass diese Mahnungen auf taube Ohren gestoßen sind.

Klar ist, dass die Welt derzeit starken Veränderungen ausgesetzt ist. Die Globalisierung, die technologische Revolution des Internetzeitalters und die Liberalisierung der Lebensstile sind Herausforderungen, die wir alle spüren. Begriffe wie Kultur, Heimat oder Identität werden immer stärker zu gesellschaftlichen Kampfbegriffen, die im Zuge von politischen Machtkämpfen mit mal mehr oder weniger sinnhaften Inhalten gefüllt werden. Begriffe, die eigentlich ein Gefühl des Zusammenhalts erzeugen sollten, spalten derzeit die Gesellschaft, da jeder etwas anderes unter ihnen versteht. Die Folge sind gesellschaftliche Konflikte, die in vielen Teilen der Welt mit extremer Gewalt geführt werden. Besonders erschreckend ist, wie viele dieser Konflikte auf der Stigmatisierung von Merkmalen wie Religion oder Hautfarbe beruhen.

Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg, der ganz Europa zu einem Schlachtfeld machte. Eine der Hauptursachen dafür waren die konfessionellen Spannungen innerhalb des Christentums. Vor 80 Jahren markierte die Reichsprogromnacht den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete. Vor 40 Jahren begann die islamische Revolution im Iran, die vielen religiösen Auseinandersetzungen in deren Folge haben den Nahen und Mittleren Osten zu einem wahren Pulverfass werden lassen.
All diese Ereignisse aus der Vergangenheit wirken bis in die heutige Zeit. Seien es die steinigen Wege auf dem Weg zu mehr Ökumene im Christentum, der immer noch existierende Antisemitismus, der sich sogar wieder auf offener Straße zeigt oder die anhaltenden Konflikte zwischen westlicher und islamischer Welt, die zu Anschlägen, Kriegen und kulturellem Hass geführt haben.

All dies zeigt, dass es wichtig ist, Zeichen zu setzen. Lässt man alles nur weiter geschehen, wird sich nie etwas ändern. Konflikte, die einst im Kleinen begannen, sind zu Kriegen geworden. Insbesondere innerhalb unserer Gesellschaft müssen wir mit klaren Zeichen verhindern, dass sich die Konflikte, die auf Unterschieden in der Glaubensrichtung, dem Lebensstil oder der Herkunft basieren, ausweiten. Gerade wir Bruderschaftler können mit unserer klaren Haltung zu universellen Werten von Glaube, Sitte und Heimat diese Zeichen setzen. Gerade wir Bruderschaftler zeigen mit unseren bunten Umzügen, wie verschiedene Gruppen getragen von einheitlichen Werten eine große und starke Einheit bilden. Nehmen wir diesen Geist mit in unseren Alltag und setzen Zeichen: gegen Hass, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Zeigen wir Solidarität mit allen, die an ein friedliches Zusammenleben glauben und zeigen wir denen die kalte Schulter, die mit ihrem Großmachtstreben immer neue Konflikte anheizen. Damit sorgen wir nicht nur für ein besseres Zusammenleben, sondern handeln auch im Sinne aller, deren wir hier am Ehrenmal gedenken. Denn unser gutes Handeln geschieht vor allem im Sinne derer, die nicht mehr handeln können. Weil sie im hasserfüllten und sinnlosen Kampf gestorben sind. Machen wir sie stolz! Indem wir endlich aus der Geschichte lernen!

 


 

Ansprache zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Pfarrkirche 2018

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

„Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ So heißt es in Psalm 133. Brüderlichkeit, Eintracht, Freundschaft und Gemeinschaft sind wundervolle Werte, die von einer so alten und ehrwürdigen Schützenbruderschaft wie der aus Wanlo stolz gepflegt und hochgehalten werden. Die heutige Königskrönung und das anschließende Antoniusfest zeigen uns die Kraft dieser Gemeinschaft und lassen uns ein Gefühl dafür bekommen, wie wichtig dieses Beieinander ist. Im Bild, das sich mir und den Majestäten zeigt, sehen wir dieses einträchtige Beieinander: Die Gruppen stehen zusammen, der Vorstand, die Familien, die Musiker aus Unterbruch – und natürlich alle Gläubigen, die hier in Gemeinschaft mit Gott versammelt sind. Auf diese Weise erfüllt sich der bekannte Bibelspruch „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Auf diese Weise macht eine Bruderschaft die Werte von Glaube, Sitte und Heimat lebendig.

Unsere diesjährigen Königshäuser gehen in ihrer Zusammensetzung sogar noch über die reine (schützen-)brüderliche Gemeinschaft hinaus: Mit Stefan und Victoria Pitsch haben wir nun Vater und Tochter in ihre Ämter als Schützenkönig und Jungkönigin erhoben. Alexander und Jo-Ann Jägers nehmen ebenfalls als Vater und Tochter ihre Ministerpflichten wahr. Die Ritter unseres Schülerprinzen Felix Sörgel entstammen als Söhne dem Königshaus von 2017. Die Tatsache, dass in diesem Schützenjahr Regentschaften im Zeichen der familiären Bande stehen werden, zeigt uns, dass das Brauchtum sowie das Schützenwesen heutzutage vor allem durch die Familien lebendig gehalten werden. Unabhängig von unseren diesjährigen Majestäten reicht ein Blick auf unsere aktiven Schützenbrüder und Schützenschwestern, um zu sehen, dass hier tatsächlich Brüder, Schwestern, Väter, Mütter, Söhne, Töchter und inzwischen auch Eheleute einträchtig beieinander stehen und die Bruderschaft Wanlo prägen. Traditionen werden weitergegeben, die Werte von Glaube, Sitte und Heimat werden ein Bestandteil von Familiengemeinschaften, Veranstaltungen und Schützenfeste werden Events für die ganze Familie – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie das aussehen kann, haben wir auch im vergangenen Jahr bei unserem König Stefan Stepprath gesehen. Sein Königsjahr war geprägt von unglaublich großer Gastfreundschaft, von einer Residenz, die den roten Teppich ausgerollt hatte für das ganze Dorf. Getragen wurde diese Gastfreundschaft sowohl von seiner Königsgruppe Blau-Weiß 80 als auch von Stefans Familie, die sich ebenfalls vorbildlich in seinen Dienst gestellt hatte. Diese hatte auf ihren Polohemden stolz das Wort „Familie“ geschrieben – eingerahmt von einem Anker – dem Symbol für Standfestigkeit, Stabilität und Sicherheit. Das war ein beeindruckendes Zeichen dafür, wie wichtig die Familie für eine erfolgreiche Regentschaft sein kann. Auch unsere jungen Majestäten profitieren davon: Jeanette Katz trat als erste Jungkaiserin in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters, der als Hauptmann, König und Bezirkskönig über viele Jahrzehnte das Wanloer Bruderschaftsleben geprägt hat. Nun hat auch sie Geschichte geschrieben. Und unsere Schülerprinzen und –prinzessinnen profitieren in jeder Hinsicht von ihren Familien – vor allem den Eltern –, die sie fördern, in ihrem Ehrgeiz unterstützen und ihnen ihre fröhlichen Tage bei den Jungschützen ermöglichen.

Und so können wir gespannt sein, wie dieses familiär geprägte Schützenjahr ablaufen wird. Wir wissen schließlich alle, dass es innerhalb einer Familie auch mal ganz schön rund gehen kann, dass aber auch das Ziel der schnellen Versöhnung dabei immer an erster Stelle steht. Und das sollte uns als Schützenbrüdern und Schützenschwestern ein besonderes Vorbild sein. Durch den lebendigen Gedanken an brüderliche Eintracht stehen alle Gruppen zusammen, so stehen auch wir als Schützen zusammen. Wir freuen uns auf drei Königshäuser, die Wanlo in ganz besonderer Hinsicht repräsentieren: Denn hier gehen Generationen Hand in Hand, hier ist Brauchtum wahre Familiensache und hier stehen wir alle zusammen wie Brüder und Schwestern. Und Gott begleitet uns als guter Vater auf all unseren Wegen. Und vor allem begleitet er unsere Majestäten Stefan Pitsch, Victoria Pitsch und Felix Sörgel, die in seinem Namen seinen Segen empfangen haben.

 


 

Rede am Ehrenmal 2017

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Veranstaltungen wie diese Kranzniederlegung mit Großem Zapfenstreich am Ehrenmal werden in der heutigen Zeit immer wieder hinterfragt. Vor allem Vertreter der jüngeren Generation stellen immer öfter die Frage, warum man sich für die deutsche Vergangenheit rechtfertigen soll und inwiefern das ständige Aufrechterhalten einer Erinnerungskultur heutzutage noch berechtigt ist. Die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die Erinnerung an Leid, Tod und Zerstörung verblassen mit der Zeit immer mehr. Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die von den früheren Zeiten berichten könnten und die Schrecken der Vergangenheit sind angesichts des gesellschaftlichen Fortschritts für viele heute kaum noch nachvollziehbar. Wenn im Zuge eines Bundeswehrskandals auch noch darüber diskutiert wird, traditionelle Soldatenlieder zu verbieten und Kasernen umzubenennen, dann macht dies eine erinnernde Verarbeitung der Weltkriege umso komplizierter. Was bedeutet ein Ehrenmal in Zeiten, in denen Erinnerung und Tradition mit Skepsis begleitet werden und nur noch das Hier und Heute zu zählen scheint? Was bedeutet ein Ehrenmal in Zeiten, in denen jede Erinnerung an die dadurch geehrten Gefallenen eine gewisse Scham mit sich bringt? Nach über 70 Jahren des Friedens in Europa muss man sich fragen: Was bedeutet ein Ehrenmal heute? Was bedeutet diese Gefallenenehrung heute?

Sie bedeutet vor allem Erinnerung und Mahnung. Und das sollte auch in der heutigen Zeit auf keinen Fall vergessen werden, weshalb dies auch künftigen Generationen weitergegeben werden muss. Erinnerung bedeutet es deshalb, weil es oftmals naheliegt, die Schrecken – vor allem der deutschen – Vergangenheit zu verdrängen, totzuschweigen oder gar zu vergessen. Dies würde aber niemals all jenen gerecht, die in den Kriegsjahren unerträgliches Leid ertragen mussten; vor allem der unschuldigen Opfer der Weltkriege. Und dazu zählen zum Großteil auch viele Soldaten, die ihr Leben für den Wahnsinn ließen, der diese Kriege ausgelöst hat. Indem wir hier stehen und der Toten der Weltkriege gedenken, erinnern wir uns an alle Väter, Brüder, Söhne, Mütter, Schwestern und Töchter, die der Gewalt der Kriege zum Opfer fielen. All diese Toten haben es nicht verdient, nur deshalb vergessen zu werden, weil sie für ein Land kämpfen oder leiden mussten, das einer grausamen und unmenschlichen Ideologie anheimgefallen war. Der sichere Hafen der Demokratie sollte uns nicht überheblich werden lassen im Blick zurück und dabei durch Verdrängung denjenigen Unrecht tun, die in den Weltkriegen den Tod fanden. Gerade weil ihnen das Glück des Friedens verwehrt blieb, sollten wir Ihrer besonders gedenken.

Gleichzeitig ist diese Gefallenenehrung am Ehrenmal eine Mahnung. Sie mahnt uns, für den Frieden einzutreten und diesen zu erhalten. In Zeiten des Terrors und der wachsenden ideologischen Kluft in der Gesellschaft ist dies ein wichtiges Signal. Große Teile der Bevölkerung rufen wieder nach starken Führern, deutlichen Exempeln oder einer harten Hand. Ja, es stimmt: Wir müssen entschlossen gegen all jene vorgehen, die unserem Frieden, unserer Gemeinschaft und unseren Werten Schaden zufügen wollen, doch das Ehrenmal mahnt zur Besonnenheit. Kriege brechen aus, weil Besonnenheit fehlt. Menschen sterben, weil der Hass die Besonnenheit vertrieben hat. Leid kommt über die Welt, der Tod zeigt seine schreckliche Fratze. Dutzende Millionen Tote aus den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts sollen uns eine immer währende Mahnung sein, nie den Frieden und die Besonnenheit aus den Augen zu verlieren.

Hoffen wir, dass auch in Zukunft an den Ehrenmählern dieser Welt Kränze niedergelegt werden. Hoffen wir, dass diese Veranstaltungen auch heutige und zukünftige Generationen dazu verleiten, sich für den Erhalt einer Erinnerungskultur einzusetzen, die der Opfer der Weltkriege gerecht wird und zum Erhalt des Friedens mahnt. Niemals dürfen die Toten vergessen werden. Niemals darf die Mahnung zum Frieden verstummen. Niemals dürfen es weniger Kränze werden. Doch niemals dürfen es mehr Ehrenmäler werden.

 


 

Ansprache zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Pfarrkirche 2017

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

In den eben gehörten Texten der Lesungen und des Evangeliums haben wir viel über Berufung gehört. Gott hat sein Volk Israel, den Apostel Paulus und Johannes den Täufer jeweils dazu berufen, ihrer göttlichen Bestimmung zu folgen. Israel soll zum Licht für die Völker der Erde werden; Paulus fühlt sich von Gott zum Apostel Jesu berufen und Johannes vernimmt seine Berufung, indem er Jesus als Sohn Gottes erkennt.

Sucht man nach der genauen Bedeutung des Begriffs „Berufung“, dann findet man die Definition, dass unter ihr „das Vernehmen oder Verspüren einer inneren Stimme verstanden wird, die einen zu einer bestimmten Lebensaufgabe drängt.“ Nun steckt hinter einer Lebensaufgabe eine große Herausforderung – jeder Wille und jede Tat muss sich der Lebensaufgabe unterordnen, um schließlich das selbstgesteckte Lebensziel zu erreichen. Im religiösen Sinne, wie es in den Lesungen verstanden wird, sind die Dimensionen der Lebensaufgabe sogar noch größer, denn diese folgen göttlichen Gesetzen.

Paulus, selbst jemand, der seiner Berufung folgt, schreibt in seinem Brief an die Galater: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Und hier sieht man, was göttliche Berufung wirklich heißt: Es gilt, sein eigenes Leben, seine Aufgaben und Ziele der göttlichen Liebe – also zur Nächstenliebe hin – auszurichten und diesen Wert als oberstes und wichtigstes Prinzip des eigenen Wirkens auf der Erde zu leben.

Was bedeutet das für unsere Majestäten, die hier heute Abend versammelt sind? Sind sie auch Berufene? Ordnet sich ihr Leben durch das Tragen der Silberketten plötzlich göttlichen Aufgaben und Gesetzen unter? Zumindest hat jeder unserer Majestäten die anfangs erwähnte „innere Stimme“ bestimmt im Zuge seines bruderschaftlichen Werdegangs gespürt. Jene Stimme, die ihn oder sie dazu veranlasst hat, zum Königsschießen anzutreten und die den Willen befeuert hat, als Majestät der Wanloer Schützen eine 600-jährige Tradition im Sinne von Glaube, Sitte und Heimat zu vertreten. Unsere Majestäten sind berufen, diesen Werten zu dienen und für sie einzustehen. Eine große Aufgabe, doch jeder von ihnen ist gewillt, sie mit Bravour zu leisten, sonst stünden sie nicht hier. Und dafür gebührt ihnen der größte Respekt.

Und gleichzeitig profitieren sie von ihrer Berufung. Denn sie sind als Majestäten die Oberhäupter einer ganzen Schar von Berufenen. Sie sind die Oberhäupter derer, die sich zum Schützenwesen hin berufen fühlen; die sich die Werte von Heimatliebe und Gemeinschaft auf die Fahne geschrieben haben. Was das bedeutet, hat im vergangenen Jahr unser König Jochen Hermanns erlebt. Zwei Tage vor dem Schützenfest gab es einen Unfall und seine ganze in mühsamer Arbeit über Wochen hinweg aufgebaute Residenz stürzte ein. Doch Jochen Hermanns ist wie alle Könige ein König der Berufenen gewesen: Dieser ist zum Handwerker berufen, jener zum Planer, ein anderer zum Ingenieur, ein weiterer als verantwortungsbewusster Helfer und mancher als Kommandogeber. Durch die Bruderschaft als Gemeinschaft von Berufenen wurde die Residenz binnen 24 Stunden wieder aufgebaut. Durch viele Hände und gottgegebene Talente wurde ein gemeinschaftliches Erlebnis verwirklicht, das vielen die wahre Bedeutung von Brüderlichkeit und Nächstenliebe nochmals gezeigt hat.

Unsere Majestäten sind durch ihre innere Stimme zu einer großen Aufgabe berufen worden. Gleichzeitig können sie darauf vertrauen, dass ihnen ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe zuteilwird, da wir alle diese Werte als Bruderschaftler in unseren Herzen tragen.

Und ein weiteres Symbol für ihre Berufung findet sich direkt hier heute Abend in der Kirche. Wir sehen unsere Königshäuser hier versammelt: der Schützenkönig, die Jungkönigin, die Schülerprinzessin, ihre Minister und Ministerinnen sowie die Ritter. Sie alle geben sich untereinander Kraft, schenken sich Vertrauen und Mut für die Herausforderungen des kommenden Jahres. Alle Königshäuser spenden sich Hoffnung und Trost, geben einander Rat und teilen die Freuden ihrer Ämter. Sie setzen auf ihre Stärke als Einheit, auf ihre Freundschaft, auf gegenseitigen Respekt – und – das zeigen die Ehefrauen des Königshauses: auch auf die Liebe. Wer hier heute Abend gekrönt wurde und sich nun Majestät der Bruderschaft Wanlo nennen darf, steht mit allen, die ihn oder sie unterstützen, für die wichtigsten Werte des menschlichen Zusammenlebens und der göttlichen Gemeinschaft. Dies ist ihre Berufung. Dafür sind sie hier vor Gott getreten. Ihre gesegneten Silber zeugen von ihrer Aufgabe, die keine Bürde ist. Sie ist eine Ehre. Eine heilige Ehre.

 


 

Verabschiedung der Gruppe der Roten Husaren zu den Prunkfeierlichkeiten 2016

 

Liebe Bruderschaftler, liebe Wanloer, liebe Gäste!

Bereits im Vorfeld der Prunkfeierlichkeiten war angekündigt worden, dass die Gruppe der Roten Husaren zu ihrem diesjährigen 45-jährigen Bestehen ihre aktive Tätigkeit in der Bruderschaft Wanlo beenden wird. Dies ist ein schwieriger und gleichzeitig nachvollziehbarer Schritt, denn Bruderschaft und Brauchtum sollen Spaß machen und keine Mühsal sein. Und 45 Jahre lang hat es Spaß gemacht. Mit euch, den Roten Husaren.

1971 entstand die Gruppe aus den Weißen Mäusen und führte im Jahr darauf eine für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Uniform ein: eine rote Husarenuniform. In den Folgejahren wurde diese Gruppe zu einem der Stützpfeiler für die bruderschaftliche Tradition in Wanlo. Sie zeigte enorm viel Engagement, stellte neun Mal den Schützenkönig oder die Schützenkönigin in Wanlo und entwickelte Neuerungen wie die Klompen oder den Gruppenkönig und führte Veranstaltungen wie das Pfarrfest oder die heutige Fassung des Antoniusfestes ein. Im Ort, in Mönchengladbach und darüber hinaus machten sich die Wanloer Roten Husaren einen Namen und wurden zu einem Aushängeschild für unsere Bruderschaft. 

Viele Bruderschaftler begannen ihre Karriere in dieser Gruppe. Viele Bruderschaftler können lange Geschichten über die großartige Gemeinschaft dieser Gruppe erzählen, die bei Ausflügen, Touren oder Schützenfesten zeigte, was wahre Brüderlichkeit im Sinne von Glaube, Sitte und Heimat bedeutet. Beim Blick auf die Geschichte dieser Gruppe begegnen einem unvergessliche Ausflüge, großartige Gelage und spaßige Momente, deren Höhepunkte meist nur unter vorgehaltener Hand erzählt werden. Es ist ein Blick in eine Zeit, in der durch die eigene Jugend alles möglich war. In der Freundschaft und Gemeinschaft in einem Dorf alles bedeuteten. In der Zusammenhalt und die Freude am Brauchtum das ganze Jahr über zelebriert und hochgehalten wurden. Als keine Arbeit zu viel oder zu unangenehm war. Als Ideen ausgeheckt, Neuerungen eingeführt und Dinge einfach angepackt wurden. All dies sind Attribute der Roten Husaren, die sie in 45 Jahren entwickelt haben. Aber es darf auch eines nicht vergessen werden: Leider erleben viele Rote Husaren den heutigen Tag nicht mehr, an dem ihre Gruppe zum letzten Mal an einem Wanloer Schützenfest teilnimmt. Ihrer wollen wir in einem kurzen Moment der Stille voller Ehrfurcht gedenken. 

Liebe Rote Husaren, ihr beendet heute eure 45-jährige Karriere als aktive Schützen unserer Bruderschaft. Die gesamte Bruderschaft Wanlo verneigt sich vor den aktiven und ehemaligen sowie den lebenden und verstorbenen Mitgliedern der Roten Husaren für ihre Lebensleistung im Dienste um Glaube, Sitte und Heimat. Sie dankt der Gruppe für alles, was sie je für das Brauchtum in Wanlo getan hat und schätzt sich glücklich, eine so tolle Gruppe über 45 Jahre dabei gehabt zu haben. Die Bruderschaft wünscht euch alles Gute, vor allem Gesundheit und dass weiterhin eine große Treue zur Bruderschaft bestehen bleibt. 

 


 

Rede am Ehrenmal 2016

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Traditionell stehen wir hier am Ehrenmal versammelt und gedenken der Opfer von Krieg, Gewalt und Terror. Dies ist eine feierliche Stunde, die auch Zeit zum Trauern und zum Nachdenken geben soll. Die Jahreszahlen auf dem Ehrenmal hinter mir stehen für die dunkelsten Kapitel der jüngeren Menschheitsgeschichte: Der Erste und der Zweite Weltkrieg waren die grausamsten Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Wie man an dieser Gedenkstunde sehen kann, wirken sie bis heute nach.

Und das ist auch gut so. Denn nichts ist schlimmer als das Vergessen. Alle Opfer von Krieg, Gewalt, Unterdrückung und brutalem Extremismus dürfen nicht vergessen werden. Alle schrecklichen Taten, unmenschlichen Verbrechen und das allgegenwärtige Leid dürfen nicht vergessen werden. Sonst ist ein Gedenken und Trauern in Anstand und Würde nicht möglich.

Oft heißt es, die Zeit heile alle Wunden, doch auch sie hinterlässt Narben. Ein eindringliches Beispiel dafür liefert der Erste Weltkrieg. Die Zeitzeugen sind verstorben, die einstigen Gegner inzwischen Partner und die Schlachtfelder wieder begrünt. Stünden die Jahreszahlen nicht auf Ehrenmälern wie diesem, würden heutige Generationen diese Urkatastrophe des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich vergessen. Und doch: Dieser Krieg wirkt nach. 

Vor 100 Jahren, im Jahr 1916, tobte die Schlacht um Verdun, das größte Sinnbild für die Sinnlosigkeit und die hasserfüllte Brutalität des Ersten Weltkrieges. Fast ein Jahr lang dauerte die „Hölle von Verdun“ an, es gab hunderttausende Tote, unzählige Verletzte und am Ende weder einen militärischen noch einen moralischen Sieger. Auch die Wanloer Lambert Schiffer, Andreas Wachtling und Werner Klöters ließen in den Schützengräben um Verdun ihr Leben. Gemeinsam mit tausenden junger Soldaten wurde vor 100 Jahren auch die Menschlichkeit begraben. Denn diese Schlacht hatte vor allem einen Antrieb: den Hass auf den Gegner. Der Hass ließ jede Menschlichkeit vergessen, ließ Patriotismus in Brutalität umschlagen und brachte das massenhafte Sterben und Töten über die Menschen um Verdun.

Im Morgengrauen des 8. Mai 1916, auf den Tag vor 100 Jahren, saßen hunderte deutsche Soldaten im heftig umkämpften Fort Douaumont, vermeintlich in Sicherheit. Doch im Untergeschoss des Forts hatte sich Öl der dort lagernden Flammenwerfer entzündet. Die Deutschen versuchten das Feuer zu löschen, doch es gelang ihnen nicht. Vollkommen erschöpft und verrußt liefen sie zu ihren Kameraden, um sich an die frische Luft zu retten. Doch die anderen Soldaten sahen nur ihre schwarzen Gesichter und fürchteten, afrikanische Kämpfer aufseiten der Franzosen seien ins Fort eingedrungen. Die deutschen Soldaten warfen Handgranaten in den Treppenaufgang, die Explosion zerstörte ein Munitionsdepot und ließ das gesamte Untergeschoss einstürzen. 800 Soldaten fanden den Tod. Weil sie der Hass zerfressen hatte. Weil sie die Angst töricht werden ließ. Weil sie nur noch Krieg und Gegner sahen, wo Hilfesuchende und Kameraden waren.

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste! Für das Trauern und Gedenken zu sein, bedeutet auch, gegen den Hass zu sein. Die Lehren aus der Geschichte müssen gezogen werden und dem Hass darf kein Raum gegeben werden. Blicken wir auf das Jahr 2016, so sehen wir wieder viel zu viel Hass, der uns umgibt. Islamisten, Extremisten und Weltfremde wie Donald Trump verbreiten den Hass auf die anderen. Sie schüren Ängste und unterteilen die Welt in Schwarz und Weiß. Sie hinterlassen eine Gesellschaft, die genauso von Angst zerfressen zu sein scheint, wie die Soldaten im Fort Douaumont vor 100 Jahren. Eine Gesellschaft, die beim Anblick der anderen mit Granaten wirft und somit ihre eigene Welt von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zum Einsturz zu bringen droht. Eine Welt in Schwarz und Weiß.

Doch wenn ich auf uns Bruderschaftler mit unseren leuchtenden Uniformen blicke, dann sehe ich eine bunte Welt. Eine kameradschaftliche Welt. Eine Welt, in der Männer, Frauen und Kinder zusammenstehen und gemeinsam an dieselbe Sache glauben: An bruderschaftliche Tradition, an Gemeinschaft, an Glaube, Sitte und Heimat. Diese Werte, die du, ich und wir alle gemeinsam vertreten, können den Hass besiegen.

Wir wollen hier gemeinsam derer gedenken, die dem Hass zum Opfer gefallen sind. Wir wollen sie nicht vergessen. Wir wollen uns besinnen und darüber nachdenken, wie wir die heutige Welt bunter und lebenswerter gestalten wollen. Wir wollen mit all denen trauern, die durch Krieg, Gewalt und Terror liebe Menschen verloren haben. Wir wollen ihnen beistehen. Vereint durch bruderschaftliche Gemeinschaft und christliche Liebe.

 


 

Bewerbungsschreiben zur Vereinsförderung durch die NEW 2015

 

Projekt: Erneuerung der Ballspielwiese in Wanlo im Jahr 2015

Obwohl Wanlo seit über 20 Jahren keinen aktiven Fußballverein mit dazugehöriger Sportanlage mehr besitzt, war es für die Wanloer Vereine immer wichtig, den Kindern und Jugendlichen im Ort eine Möglichkeit zum Fußballspielen zu bieten. Nachdem Anfang der 2000er Jahre der Rest des alten Sportplatzes bebaut worden war, wurde an der Straße „Im Tal“ zunächst ein Kinderspielplatz als Ausgleichsfläche errichtet. Dieser war allerdings nicht zum Fußballspielen geeignet. Ab 2002 regte die Bruderschaft an, auf einer hinter dem Spielplatz liegenden 750 m² großen Fläche eine Ballspielwiese zu errichten. Nachdem sich die Mitglieder auf einer Ordentlichen Mitgliederversammlung dafür ausgesprochen hatten, gab es auch von der Stadt grünes Licht, so dass der Bruderschaft die Fläche zur Verfügung gestellt wurde. Unterstützt von der Dorfinteressengemeinschaft Wanlo und dem TuS Wanlo errichtete die Bruderschaft Wanlo in den Folgejahren eine 600 m² große Ballspielwiese. So finanzierten die Vereine die Einfriedung der Wiese durch einen Mönchengladbacher Zaunbauer sowie die Errichtung eines Basketballkorbes neben der Ballspielwiese. Der Wanloer Emil Stenzel stiftete bei der Anlage die Masten für Ballfangnetze sowie die Tore. Diese wurden unter Anleitung der Wanloer Firma Bodewig durch alle unterstützenden Dorfvereine einbetoniert, wofür allein 4 m³ Beton benötigt wurden. Nach der Abnahme des TÜV Rheinland wurde die Ballspielwiese im Jahr 2005 für die Wanloer Kinder und Jugendlichen eröffnet.

Im Juli 2013 veranstaltete die Bruderschaft Wanlo gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft „Wanloer Ströpp“ erstmals ein Fußballturnier der Brauchtumsvereine, bei dem zwölf Teams (darunter auch vier Frauenmannschaften) aus den beiden Vereinen gegeneinander antraten. Über 100 Besucher kamen bei bestem Sommerwetter zu dieser Veranstaltung, die ein voller Erfolg wurde und schon bald laute Stimmen nach einer weiteren Auflage nach sich zog. Allerdings wurde bei dem Turnier deutlich, dass sich die Ballspielwiese in einem recht schlechten Zustand befand und einige Mitspieler über die schweren Bedingungen auf dem Geläuf sowie Verletzungen klagten. Vor einer Neuauflage des Brauchtumsturniers war also eine Sanierung des Platzes notwendig, die im Jahr 2015 vollzogen wurde.

So sperrte die Bruderschaft Wanlo die Ballspielwiese neun Wochen lang für die Nutzung, um die Ballspielwiese von Grund auf zu restaurieren. In Eigenarbeit wurden 600 m² Rasennarbe abgeschält und entsorgt, 10 m³ Erde zum Ausgleich von Unebenheiten umverteilt, der Boden gehakt und eingeebnet, 130 Kilogramm Rasensamen ausgesät und 45 Kilogramm Rasendünger eingearbeitet. Sechs Wochen lang wurde die Fläche – aufgrund großer Sommerhitze oftmals täglich – von Mitgliedern der Bruderschaft gewässert, wofür 26,4 m³ Wasser gebraucht wurden. Als der Rasen nach wochenlanger Pflege endlich nachgewachsen war, wurde er zur Vorbereitung des zweiten Brauchtumsturniers am 22. August 2015 allein vier Mal gemäht und die Ränder mit dem Freischneider bearbeitet. Alle für diese Arbeiten benötigten Gerätschaften stellten die Firmen Bodewig und Meuters & Eckers kostenfrei zur Verfügung.

Das Brauchtumsturnier 2015 wurde bei erneut bestem Wetter ein voller Erfolg. Neben den sportlichen Höhepunkten des mit sechs Mannschaften gespielten Turniers entwickelte sich die Veranstaltung darüber hinaus zu einem echten Sommerfest, das über 150 Besucher anlockte und vom Nachmittag bis in den späten Abend andauerte. Für die Kinder wurden zudem eine Hüpfburg sowie ein „Hau-den-Lukas“-Spiel aufgebaut.

Auch in Zukunft möchte die Bruderschaft Wanlo die Pflege der Ballspielwiese übernehmen und dafür sorgen, dass sowohl die Wanloer Kinder und Jugendlichen eine Möglichkeit zum regelmäßigen Fußballspielen („Bolzen“) besitzen als auch Veranstaltungen wie das Brauchtumsturnier ohne Gefährdung der Spielergesundheit möglich sind. Dazu ist bereits geplant, in Frühjahr 2016 weitere 10 m³ Erde auf der Ballspielwiese zu verteilen, um diese noch weiter zu begradigen.

Begründung für die Vereinsförderung:

Die St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo bewirbt sich bei der NEW AG um die Vereinsförderung mit der Intention, den Erhalt und die Pflege der Wanloer Ballspielwiese fortzusetzen, um damit sowohl Veranstaltungen wie das Brauchtumsturnier als auch das freizeitliche Fußballspielen der Kinder und Jugendlichen im Ort weiterhin zu ermöglichen.

Die Erneuerung der Ballspielwiese in diesem Jahr erforderte neben großem ehrenamtlichem Einsatz durch den Vorstand und die Mitglieder der Bruderschaft auch eine erhebliche Geldsumme, die als Investition aufzubringen war. So wurden dem Verein während der Arbeiten zwar viele Gerätschaften zur Verfügung gestellt, doch Materialien wie Rasensamen, Dünger oder auch das Wasser zur wochenlangen Bewässerung der Wiese mussten durch die Bruderschaft bezahlt werden. Die in 2016 und den Folgejahren anstehenden Arbeiten werden ebenfalls weitere Kosten verursachen.

Dennoch setzt sich die Bruderschaft Wanlo dafür ein, dass die Ballspielwiese in einem guten Zustand erhalten und gepflegt bleibt. Dadurch sollen Veranstaltungen wie das Brauchtumsturnier ermöglicht werden, da sich dieses bereits als Sinnbild für die gute und gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Wanloer Brauchtumsvereine etabliert hat. Gleichzeitig wurde damit ein attraktives Sommerevent für Jung und Alt geschaffen.

Darüber hinaus sollen die Wanloer Kinder und Jugendlichen auch das ganze Jahr über die Möglichkeit haben, in ihrer Freizeit Fußball zu spielen und unbeschwert zu „bolzen“. Damit fördern wir den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern und Jugendlichen und stellen sicher, dass diese sich in ihrer Freizeit auch sportlich betätigen können. Damit baut die Bruderschaft Wanlo auf ihre im Verein bereits erfolgreich gestaltete Jugendarbeit auf.

In kleinen Dörfern wie Wanlo ist es besonders wichtig, dass Kindern und Jugendlichen vielfältige Betätigungsmöglichkeiten geboten werden – oftmals sind es nämlich die Dorfvereine, die dies gestalten müssen. So baut die Bruderschaft Wanlo seit fast fünf Jahren eine Gruppe der Jungschützen mit über 30 Kindern auf, die neben dem traditionellen Schützenfest auch Zeltausflüge, Jungschützentage, Rosenmontagszüge oder das Quietscheentchenwettrennen auf der Niers erleben können. Aktuell treten drei Jungschützen sogar als „Jungschützen-Dreigestirn“ im Wanloer und Mönchengladbacher Karneval auf, wobei sie von den übrigen Jungschützen als Garde unterstützt werden. So bietet die Bruderschaft Wanlo Kindern und Jugendlichen die einzigartige Möglichkeit, lebendige Tradition zu erfahren und somit von klein auf in die gewachsene Dorfgemeinschaft integriert zu werden. Die Bruderschaft Wanlo hat sich somit die vielfältige Förderung der Kinder und Jugendlichen im Dorf zur Aufgabe gemacht. Dies geht inzwischen über die vereinsinternen Veranstaltungen wie das Schützenfest hinaus und zieht die kreative Entwicklung von Angeboten für Kinder und Jugendliche wie die Erneuerung der Ballspielwiese nach sich. Wir würden uns freuen, wenn die NEW AG diese Bemühungen der Bruderschaft mit ihrer Vereinsförderung unterstützen würde.

Nachtrag: Anfang 2016 wurde die Vereinsförderung durch die NEW bewilligt und unser Verein durfte sich über einen Spendenscheck in Höhe von 400 Euro freuen.

 


 

 

Ansprache zur Krönungsfeier in der Pfarrkirche 2016

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

In der gerade vorgetragenen Lesung schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.“ Durch seine Botschaft „Ihr seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm“ verdeutlicht er, dass das Christentum eine Gemeinschaft von vielen ist und jedes Glied seinen Platz am Leib und seine Bestimmung für den Leib hat. Und so wie es für die altertümliche Gemeinde in Korinth war, so ist es auch heute noch in der Bruderschaft, einer auf Jesus Christus und den Werten Glaube, Sitte und Heimat aufgebauten Institution: Die Bruderschaft ist ein Leib mit vielen verschiedenen Gliedern, die ihn zusammenhalten und wirksam handeln lassen. Erst durch die Vielfalt der Glieder entsteht das große Ganze: der Verein, die Tradition, das Schützenwesen.

Das größte Bewusstsein für diesen aus vielen Gliedern bestehenden Leib der Bruderschaft erlangt Jahr für Jahr der Schützenkönig. Er ist es, der auf die Vielfalt in der Bruderschaft setzt und darauf vertraut, dass viele Glieder seine Regentschaft unterstützen. Diese Unterstützung ist mannigfaltig. Es sind die Angehörigen, die Familie, die Freunde und Ehepartner. Sie schenken unseren Majestäten Kraft, Liebe und Zuneigung, so dass sie die vielfältigen Aufgaben in ihrer Amtszeit gestärkt und motiviert angehen können. Da sind die Minister und Ritter, die sich unsere Majestäten selbst erwählt haben, dass sie an ihrer Seite stehen und die Bruderschaft Wanlo stolz präsentieren. Und da sind die Gruppen und Freundeskreise, die sich für die Majestäten einsetzen, die sie feiern, hochleben lassen und sie unterstützen. So profitieren die Majestäten unserer Bruderschaft auf einzigartige Weise von den vielfältigen Gliedern des großen Leibes Bruderschaft, der durch seine lebendige Gemeinschaft so viele Charaktere und Talente in sich vereint. Jeder kann hier seine Stärken einbringen, jeder kann sich selbst verwirklichen, um die Gemeinschaft zu stärken und auf eine breite Basis zu stellen.

Eine Krönungsmesse wie heute Abend neigt dazu, immer die Majestäten in den Vordergrund zu stellen. Doch was wären die Majestäten ohne ihre Förderer und Unterstützer? Was wäre unser neuer Schützenkönig Jochen Hermanns ohne seine Frau Alexandra, seine Söhne und seine Minister Michael Bihn und Jürgen Hermanns, die ihm bei seinen Aufgaben unter die Arme greifen? Was wäre Jungkönigin Jeanette Katz ohne ihre Familie und ihren Freundeskreis, die mit ihr feiern und Spaß erleben wollen? Was wäre Schülerprinz Felix Sörgel ohne seine Gruppe der Jungschützen, die allezeit und selbstlos hinter ihm steht?

Die Antworten können diejenigen am besten geben, die es selbst bereits erlebt haben, Majestät der Bruderschaft Wanlo zu sein. So wie unsere ehemaligen Silberträger, die vor einem Jahr hier standen: Christian Giesen, Michelle Görtz und Leonie Sörgel. Sie alle haben erfahren, wie es ist, Teil eines großen Leibes zu sein, der von vielen Gliedern zusammengehalten und bewegt wird. Ihnen wurde im Geist der Gemeinschaft und verbunden durch die gemeinsamen Werte und Traditionen der Bruderschaft bewusst, dass sie als Majestäten an der Spitze eines großen Leibes stehen, der durch Freude am Leben, Freundschaft und Geselligkeit getragen wird. Durch uns alle. Und so feiern wir heute Abend uns und unsere Majestäten, die im kommenden Jahr Repräsentanten sein werden für über 600 Jahre währende Wanloer Schützentradition und Spaß an der Freude. Sie sind Repräsentanten für den großen Leib Bruderschaft, der doch selbst nur ein Glied ist. Ein Glied im Leib Christi. Ein Glied an ihm.

 

 


 

 

Rede am Ehrenmal 2015

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

In diesen Tagen stehen weltweit Ehrenmäler wie unseres im Fokus gemeinsamer Trauer und Erinnerung. Kränze werden niedergelegt, Schweigeminuten abgehalten, militärische Aufgebote präsentiert. Anlass dafür ist das Ende des Zweiten Weltkrieges vor nunmehr 70 Jahren. Der Zweite Weltkrieg ist die Katastrophe des 20. Jahrhunderts – wenn nicht sogar der ganzen Menschheitsgeschichte – gewesen; eine Katastrophe, die sich nicht in Zahlen oder Zerstörungsgraden beziffern lässt, sondern nur in dem Leid, das Millionen Menschen auf der ganzen Welt im Dritten Reich, den sechs Kriegsjahren und auch in der Zeit danach erfahren mussten. Das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren bietet somit die Gelegenheit, sich an all jene zu erinnern, die diesen Krieg nicht überlebt haben: Soldaten und Zivilisten, Frauen und Kinder, Juden und Verfolgte, Widerstandskämpfer und Flüchtlinge. Auch alle, die hier heute Morgen stehen, werden jemanden aus dem Familien- oder Bekanntenkreis kennen, der den Zweiten Weltkrieg mit dem Leben bezahlen musste. Der Krieg machte auch vor Wanlo nicht halt.

Umso wichtiger ist es, das Ende des Krieges 1945 auch als Befreiung wahrzunehmen, wie es der kürzlich verstorbene Altbundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede vor 30 Jahren richtigerweise gefordert hat. Die Befreiung von Krieg, Terror und Gewalt, die über Jahre hinweg Deutschland, Europa und die Welt beherrschten, soll uns auch heute daran erinnern, dass Friede ein wahrhaftig großartiges Gut ist, das es immer zu erstreben gilt. 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges steht auch für 70 Jahre Frieden in Europa. Menschen aus Ländern und Nationen, die über Jahrhunderte verfeindet waren, leben nun seit 70 Jahren in Frieden und Eintracht miteinander Hand in Hand. Sie arbeiten an einem Europa, das mehr ist als ein Kontinent, ein Staatenbund, eine Währung oder ein bürokratisches Gebilde. 70 Jahre Frieden in Europa haben uns auch menschlich näher zusammengebracht, Grenzen geöffnet, Vorurteile besiegt und Freundschaften entstehen lassen.

Nichtsdestotrotz ist dieser Friede brüchig. Im Osten Europas herrscht wieder Krieg. Im Mittelmeer und an den Außengrenzen der EU leiden und sterben Menschen zu Tausenden, weil sie den Wohlstand und den Frieden suchen, den es hier, aber in ihren Heimatländern nicht mal ansatzweise gibt. Europa begegnet ihnen mit Abschottung und Argwohn, es droht die Werte zu verraten, auf die es gegründet wurde und die ihm 70-jährigen Frieden gewährleistet haben. Anstatt die europäische Idee von Frieden, Einheit und Freiheit zu verbreiten und diese Ideale in der Welt zu implementieren, schotten wir uns ab, drehen uns um uns selbst und blicken wieder mit Misstrauen auf diejenigen, die wir eigentlich seit Jahrzehnten unsere Freunde nennen dürfen.

Umso wichtiger ist also der Einsatz jedes Einzelnen für den Frieden in Europa und der Welt. Wir Schützen sind auch Beschützer dieses Friedens und setzen uns aktiv dafür ein, diesen zu wahren und zu sichern. Dies ist unsere historische Tradition, dies ist unsere christliche Pflicht. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert uns dieses Ehrenmal an Tote und Gefallene, an Leid und Krieg, an Krankheit, Elend und Verderben. Dies ist Krieg. Dies ist Vergangenheit. Nun leben wir im Frieden. Und das Ehrenmal soll uns daran erinnern, diesen Frieden zu bewahren, sich für ihn einzusetzen und die Einheit in Europa und der Welt voranzutreiben. Und so stehen wir hier an einem Ort der Erinnerung an die Toten der Weltkriege. Aber es ist auch ein Ort, der uns an unsere heutigen Aufgaben erinnert. Die Aufgabe, nach Frieden und Freiheit zu streben. Die Aufgabe, für den Nächsten da zu sein und brüderlich zusammen zu stehen. Die Aufgabe, Ungerechtigkeit zu bekämpfen und die Ideale und Werte, die uns alle im christlichen Glauben verbinden, gemeinsam zu leben. Der Krieg ist Vergangenheit. Unsere Aufgaben für den Frieden sind Gegenwart. Und vor allem – Zukunft.

 


 

Ansprache zur Krönungsfeier in der Pfarrkirche 2015

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

Bereits im vergangenen Jahr haben wir hier in der Pfarrkirche drei Königshäuser der St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo gekrönt. Nun stehen hier erneut drei Königshäuser, die ihre Insignien erhalten haben und beim anschließenden Antoniusfest den Auftakt in das Schützenjahr 2015 mit uns feiern werden. Alle drei Majestäten – König Christian Giesen, Jungkönigin Michelle Görtz und Schülerprinzessin Leonie Sörgel – haben sich in spannenden Wettkämpfen durchsetzen müssen, um diese Titel zu erlangen und heute hier zu stehen. Alle drei Majestäten sind dabei Vertreter verschiedener Generationen. Unsere Schülerprinzessin geht noch zur Grundschule, die Jungkönigin startet gerade ins Berufsleben und unser Schützenkönig Christian Giesen ist bereits verheiratet und Vater einer Tochter. Drei Majestäten, drei Lebensläufe, drei Generationen – doch beim Vogelschuss haben alle ein Ziel: König oder Königin zu sein und heute hier zu stehen.

Was, liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler, macht dieses Ziel aus? Was bedeutet es, Majestät einer Bruderschaft zu werden? Vor allem, da es doch auch Überwindung kostet, den entscheidenden Schritt dorthin zu tun. Die Prunkfeierlichkeiten mögen der Höhepunkt der Regentschaft sein, doch bis es so weit ist, steht noch eine Menge Arbeit an. Kleider und Anzüge müssen gekauft, Residenzen gebaut, Maibäume geschmückt und Musikanten verpflichtet werden. Darüber hinaus steht man ein Jahr lang im Mittelpunkt des bruderschaftlichen Geschehens, muss überall Repräsentant und immer fröhlich, frisch und gut gelaunt sein – selbst wenn am Prunksonntag um sieben Uhr das Wecken ertönt und man vom Kirmesfotografen schon zum hundertsten Mal am gleichen Abend zum Porträtbild aufgefordert wird. Für das Amt des Schützenkönigs kann man sich auch nichts kaufen, ganz im Gegenteil – man gibt sogar eine ganze Stange Geld dafür aus. Häufig muss man sich auf dem Schulhof, auf der Arbeit oder gegenüber der Familie sogar rechtfertigen, warum man bei so einem Kirmesverein mitmacht.

Und doch stehen hier heute Abend wieder drei gekrönte Majestäten als Vertreter dreier Generationen, die all diese Strapazen auf sich nehmen und Repräsentanten unserer 615 Jahre alten Bruderschaft und unseren Werten von Glaube, Sitte und Heimat sein wollen. Klar ist: Jede unserer Majestäten wird eine eigene Erklärung dafür haben, warum sie zum Vogelschuss angetreten ist. Jede wird es anders definieren, was diese Königswürde für sie im Besonderen ausmacht. Und doch eint sie alle ein besonderes Gefühl.

Im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle gesagt, dass unsere Majestäten Repräsentanten einer „gelebten Gemeinschaft“ sind, die unsere Bruderschaft und unseren Ort ausmacht. Ich habe diesen Begriff in Texten dann noch öfters benutzt und wurde irgendwann gefragt „Was meinst Du eigentlich damit? Lass doch mal diese Worthülse sein, die immer so hochtrabend klingt“. Dass „gelebte Gemeinschaft“ allerdings keine Worthülse ist, haben uns auch im vergangenen Jahr unsere Königshäuser um Bernd Wienands, Jeanette Katz und Justin Sudkamp-Nauschütz zeigen können. Sie haben eine lebendige Gemeinschaft in unserem Ort erzeugt, haben den Menschen sowohl bei unserer Prunk als auch bei auswärtigen Terminen Freude bereitet und ein fantastisches Fest auf die Beine gestellt. Dazu haben sie auf einen Wert vertraut, der in kleinen Dörfern wie Wanlo besonders wichtig ist: Zusammenhalt. Wenn man zusammenhält und als Freunde und Freundinnen zusammensteht, dann tritt die Freude des gemeinsamen Feierns besonders zutage. Gemeinschaftlich, Hand in Hand, Arm in Arm durch die Höhen und Tiefen des Schützenjahres zu gehen, das ist es, was Bruderschaft ausmacht. Dass dies einer tiefen christlichen Tradition folgt, konnten wir auch im heutigen Evangelium hören. Jesus beruft mit Andreas und Simon Petrus seine ersten beiden Jünger, die ihn in den kommenden Jahren seines Wirkens begleiten und auch nach seinem Tod die frohe Botschaft verkünden werden. Auch Jesus setzt auf den Wert der Gemeinschaft, er vertraut auf seine Jünger und Apostel, die schließlich nach seiner Himmelfahrt zum Grundstein für die ganze Kirche werden.

Jede unserer Majestäten hat sich mit ihren Ministern beziehungsweise Rittern genau wie Jesus zwei Menschen gesucht, die den ersten Grundstein für die Gemeinschaft bilden, die ihre Amtszeiten prägen werden. Diese Gemeinschaft, getragen von guten Freunden, aufgewertet von treuen Bruderschaftlern und gelebt im gemeinsamen Feiern und Hochhalten christlicher Gesinnung und Tradition ist es, was es so besonders macht, König oder Königin zu sein.

Die Majestäten des letzten Jahres haben erfahren dürfen, was gelebte Gemeinschaft bedeutet, was für ein großartiges Gefühl dahinter steckt – unsere neuen Majestäten werden dieses Gefühl nun kennenlernen. Sie haben lange darauf gewartet, hart dafür gekämpft, viel dafür gegeben. Wir wollen sie nun unterstützen, gute Freunde und Berater sein, ihnen Mut machen und mit ihnen anstoßen. Lassen wir sie echte gelebte Gemeinschaft erfahren. Sie haben es verdient, denn sie sind unsere Majestäten.

 


 

 

Verabschiedung von Stefan Wrage aus dem Amt des Brudermeisters

(gehalten im Zuge des Antoniusfestes 2015)

 

Liebe Bruderschaftler, liebe Gäste!

Im vergangenen Dezember hat sich der Vorstand unserer Bruderschaft neu aufgestellt. Nach langem Ringen haben sich unser 1. Kassierer Michael Schmitz und unser 1. Geschäftsführer Thomas Irrgang bereit erklärt, ihre Ämter weiterzuführen. Leider wurden wir alle vom Rücktritt unseres bisherigen Brudermeisters Stefan Wrage überrascht, den er auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung bekannt gab und mit persönlichen Gründen erklärte.

Lieber Stefan,

im Namen der Bruderschaft Wanlo möchte ich Dir für Deine geleistete Arbeit im Sinne von Glaube, Sitte und Heimat ganz herzlich danken. In deiner dreijährigen Amtszeit hast Du an der Spitze unserer Bruderschaft gestanden und sie in einer Zeit der Umbrüche und vieler Neuerungen geführt. Trotz deines jungen Alters, in dem Du dieses Amt angenommen hast, warst Du von Beginn an routiniert und engagiert bei der Sache. Dabei hast Du viele Veränderungen begleitet und geholfen, diese mit umzusetzen. Als Beispiele möchte ich nur die Jugendarbeit oder die vielen neuen Veranstaltungen, die daraus hervorgegangen sind, erwähnen. In Deinem Amt hast Du dich durch Deine ruhige und besonnene Arbeitsweise ausgezeichnet. Mussten Konflikte geschlichtet oder harte Entscheidungen getroffen werden, standen für Dich immer das Team und die Gemeinschaft der Wanloer Bruderschaftler im Mittelpunkt. Du hattest immer das Ziel, die Gemeinschaft zu fördern und die Harmonie im Verein zu bewahren. Dein selbstloses und zurückhaltendes Auftreten, mit der Du stets ein Ruhepol des Vorstands warst, haben Dein Engagement zusätzlich unterstützt. Apropos Engagement: Durch deine zusätzliche Arbeit als Einheitsführer der Freiwilligen Feuerwehr hast Du bewiesen, dass Du ein echter Vereinsmensch bist. Das Zusammenspiel der Vereine untereinander lag Dir zudem besonders am Herzen. Dadurch hast Du Dich stets in den Dienst der Gemeinschaft gestellt und diesen Wert als ganz besonderen und bewahrenswerten in den Vordergrund gestellt. Dafür, und für Deinen unermüdlichen Einsatz für Glaube, Sitte und Heimat, möchten wir Dir heute Abend nochmals ganz besonders danken. Aus diesem Grund möchte ich Dir den Brudermeisterorden des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften verleihen. Möge er Dich immer an Deine Amtszeit und die schönen Stunden im Vorstand unserer Bruderschaft erinnern.

 


 

Nachruf auf Pfarrer Hans-Josef Schuck ( * 11.04.1929 | + 08.08.2014)

 

Die St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo trauert um ihren ehemaligen Präses Hans-Josef Schuck, der von 1969 bis 2007 Pfarrer in Wanlo war. Er verstarb am Morgen des 8. August nach langer und schwerer Krankheit.

Hans-Josef Schuck wurde am 11. April 1929 in Eltville am Rhein geboren. Sein achtjähriges Theologiestudium schloss er an der Ordenshochschule der Monfortaner „Regina Cordium“ im niederländischen Oirschot mit seiner Priesterweihe am 8. März 1959 ab. Seine erste Anstellung im Pastoraljahr führte ihn 1960 nach Mülfort und anschließend für neun Jahre als Kaplan in die Gemeinde von St. Laurentius Odenkirchen. Am 24. November 1969 übernahm er schließlich die Gemeindeleitung der Pfarre St. Mariä Himmelfahrt in Wanlo.

Während seiner 38-jährigen Amtszeit in Wanlo nahm Pfarrer Schuck das Amt des Präses der Bruderschaft mit sehr großem Engagement wahr. In seiner klaren und direkten Art mahnte er die Bruderschaftler stets, den christlichen Gedanken des Schützenbrauchtums nicht zu vergessen. Er betonte dabei die Wichtigkeit der Begriffe Glaube, Sitte und Heimat für die christliche Gemeinschaft der Schützen. Zum Bezirksschützenfest 1973 schrieb er im Festheft: „Bruderschaft, Kameradschaft, Nachbarschaft, Nächstenliebe müssen auch für den modernen Menschen ihre Bedeutung behalten. Diese für das Zusammenleben der Menschen wichtigen sozialen Tugenden müssen in unseren Gemeinden und Dörfern stets lebendig gehalten werden.“ In den folgenden Jahren setzte sich Pfarrer Schuck immer stärker für die Bruderschaft und die Gemeinde ein. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand realisierte er viele Renovierungsprojekte und stattete die Kirche – teilweise auf eigene Kosten – prunkvoll aus. Auch der Wanloer Kindergarten lag ihm immer sehr am Herzen. Für die Bruderschaft begann Pfarrer Schuck in den Achtzigerjahren mit der geschichtlichen Nachforschung. Er wertete die alten Geschäftsbücher des Vereins aus und entdeckte in alten Kirchenchroniken das wahre Gründungsdatum der Bruderschaft: das Jahr 1400.

Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre setzte sich Pastor Schuck für den Kampf gegen die nahenden Rheinbraun-Bagger ein und verschaffte dem 1862 gefertigten Hochaltar von Alt-Garzweiler in Wanlo eine neue Heimat. In den letzten Jahren als Pfarrer in Wanlo machten Pastor Schuck neben der sinkenden Zahl der Kirchenbesucher vor allem gesundheitliche Probleme – insbesondere beim Laufen und Sehen – zu schaffen.

Am 29. Dezember 2007 wurde Pfarrer Schuck in einer feierlichen Messe mit Regionaldekan Dr. Albert Damblon, Pfarrer Jan Nienkerke sowie seinem Nachfolger Pfarrer Michael Röring verabschiedet. Das Bistum Aachen sicherte ihm allerdings zu, weiterhin im Wanloer Pastorat gegenüber der Kirche wohnen bleiben zu dürfen. Am Ostermontag 2009 feierte Hans-Josef Schuck sein goldenes Priesterjubiläum, sein 40-jähriges Ortsjubiläum sowie seinen 80. Geburtstag. Danach verschlechterte sich sein Gesundheitszustand leider rapide. Allein in der Zeit von 1970 bis 1998 taufte Pfarrer Hans-Josef Schuck in Wanlo über 200 Kinder, führte knapp 260 Kinder zur Erstkommunion und traute an die 140 Paare.

 


 

Rede am Ehrenmal 2014

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Ein Blick auf unser Ehrenmal verrät, dass uns in diesem Jahr ein trauriger Gedenktag bevorsteht: Der Beginn des Ersten Weltkrieges jährt sich in den kommenden Wochen zum 100. Mal. Der Erste Weltkrieg wird als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, in unzähligen sinnlosen Schlachten forderte er über acht Millionen Tote. Auch 140 Wanloer zogen damals in den Krieg – jeder dritte von ihnen kam nicht mehr zurück.

Ursache für diesen vier Jahre andauernden Wahnsinn war ein gewaltiges Misstrauen zwischen den europäischen Völkern, Rassismus und Großmachtstreben. Ein Blick auf die aktuelle politische Lage in Europa fördert leider viele Parallelen zur Situation im Jahr 1914 zu Tage: Erneut herrscht Krieg in Europa, Weltanschauungen kollidieren an Grenzen zwischen Ost und West, die Ausläufer der Euro-Krise sorgen für Misstrauen unter den Ländern und spülen Rassisten und Volksverhetzer in das Europäische Parlament. Die Skepsis gegenüber Europa ist gewachsen und die Europäische Einheit, die die Grundlage für 70 Friedensjahre auf dem Kontinent geboten hat, steht auf dem Spiel. Und so fragt man sich, wie in der heutigen Zeit überhaupt noch eine Europäische Wertegemeinschaft aussehen kann. Wo ist das Verbindende? Was kann heutzutage noch Einheit stiften?

Eine Antwort auf diese Fragen kann das Schützenwesen bieten. Die Schützen definieren sich seit Jahrhunderten über die Gemeinschaft, über Eintracht und natürlich über die gemeinschaftlichen Werte: Glaube, Sitte und Heimat. Und das sogar auf gesamteuropäischer Ebene: Die 1955 ins Leben gerufene Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen EGS veranstaltet alle drei Jahre ein großes Europafest für alle Schützen in Europa. Als Europäische Schützen bilden wir ein gutes Bespiel für Zusammenhalt und gemeinsame Werte. Es gibt so vieles, was uns verbindet: Die Begeisterung für das gemeinsame Hobby, für das Ehrenamt, die Tradition und das soziale Engagement für die Heimat. Mit all diesen Dingen, die uns nationenübergreifend verbinden, können Grenzen und Vorurteile überwunden werden – sie bereiten den Weg für wahre Brüderlichkeit. Damit kann das Schützenwesen ein Vorbild für viele andere Gesellschaftsbereiche sein und klar zeigen, dass es mehr Verbindendes statt Trennendes in Europa gibt.

Dessen gilt es sich insbesondere in diesen Tagen bewusst zu werden. 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg steht Europa wieder am Scheideweg zwischen Krieg und Frieden, zwischen Eintracht und Zwietracht, zwischen Freundschaft und Feindschaft. Heute Morgen stehen wir hier am Ehrenmal und gedenken all jener, die einer Katastrophe zum Opfer gefallen sind, deren Ursache darin lag, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Machen wir uns im gemeinsamen Gedenken bewusst, dass wir jetzt den richtigen Weg einschlagen können. Machen wir uns bewusst, dass es mehr gibt, dass uns verbindet als es uns trennt. Machen wir uns bewusst, dass es unsere gemeinschaftlichen, bruderschaftlichen Werte sind, die Europa einen können. Im Gedenken an die Toten der Weltkriege wollen wir für diese Werte eintreten.


 

Ansprache zur Krönungsfeier in der Pfarrkirche 2014

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

Zum ersten Mal in der Geschichte der Wanloer Bruderschaft werden beim Antoniusfest gleich drei Majestäten durch die Krönung in ihre Ämter erhoben. Mit dem Schützenkönig Bernd Wienands, der Jungkönigin Jeanette Katz sowie dem Schülerprinzen Justin Sudkamp-Nauschütz stehen im kommenden Jahr drei Repräsentanten verschiedener Generationen im Mittelpunkt – ihre heute verliehenen Insignien machen sie zu den Würdenträgern unserer über 600 Jahre alten Bruderschaft.

Nun sind hier einige Worte benutzt worden, über die man sich im Klaren sein muss: König, Majestäten, Würdenträger. Normalerweise kennt man diese Begriffe aus der Politik. In vielen Monarchien der Welt herrscht noch ein König oder eine Königin. Andere kennen Könige nur noch aus der Welt der Märchen und Sagen. Wo steht da der Schützenkönig? Ist er der „Regent von Wanlo“? Sind wir Wanloer nun ein Jahr lang ein Volk unter Bernd Wienands Herrschaft? Wohl eher nicht…

Doch wo steht der Schützenkönig in der Hierarchie der Könige? Wenn er kein Regent im eigentlichen Sinne ist, ist er dann nur ein Spaß-König? Einer, der halt den Vogel abgeschossen hat und nun ein Jahr lang das Silber trägt, in die Kameras lächelt und in seiner königlichen Güte die Bierrechnung zahlt? Ist das der König der Bruderschaft? Auch das wohl eher nicht…

Wer den König der Bruderschaft, seine Aufgabe, seine Stellung und seine Rolle verstehen will, muss sehen, wo die Bruderschaft als solche herkommt. Die christlichen Bruderschaften sind als caritative Einrichtungen gegründet worden. In Zeiten, in denen Kriege, Hungersnöte und Krankheiten die Länder heimsuchten, sammelten sie Geld und Lebensmittel, womit sie den Armen und Hungernden helfen konnten. Gleichzeitig bewahrten sie ihre Heimat als Bürgerwehr vor Plünderern und räuberischen Soldaten. Die Bruderschaftler der ersten Stunde stellten die Ortsgemeinschaft in den Mittelpunkt ihres täglichen Schaffens und kämpften mit gelebter Nächstenliebe gegen Armut, Hunger und die Pest. Dabei machten sie keine Unterschiede zwischen den Menschen: Es gab für sie kein reich, kein jung, kein schön und genauso wenig ein arm, ein alt oder ein hässlich. Der Mensch allein war für sie wichtig.

Und in genau dieser Tradition steht der König der Bruderschaft. Dieser König hat kein Volk, das er regiert. Dieser König ist Repräsentant der Gemeinschaft, die die Bruderschaft ausmacht: Sie ist eine Gemeinschaft für alle – unabhängig von Alter, Reichtum oder Herkunft.

Die Majestäten der Wanloer Bruderschaft sind Repräsentanten einer gelebten Gemeinschaft, die in diesem Ort seit über 600 Jahren im christlichen Streben um Glaube, Sitte und Heimat aufgebaut und erhalten wurde. Und auch im Jahr 2014 wird diese Gemeinschaft weiterleben, getragen von einer starken Bruderschaft und drei Majestäten, die sie würdig vertreten. Als königliche Vertreter unserer auf Nächstenliebe aufgebauten Bruderschaft folgen sie dem Gleichnis Jesu Christi nach, der selbst im himmlischen Königreich zur Rechten Gottes sitzt und die Gerechten um sich schart. Der König der Bruderschaft ist seit jeher der König dieser Gerechten, denn sie verwirklichen als hilfsbereite Bruderschaftler die Worte Jesu Christi: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben, ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ Dies ist die Tradition der Bruderschaft. Diese Bruderschaft vertretet ihr. Ihr seid ihre Majestäten.

 

 


 

Rede am Ehrenmal 2013

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Wie in jedem Jahr haben wir uns hier zur Kranzniederlegung und zum Großen Zapfenstreich am Ehrenmal an der Kirche versammelt. Hier gedenken wir aller Opfer von Gewalt und der Gefallenen der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts.

Während der bald 100 Jahre zurückliegende 1. Weltkrieg langsam aus unserem geschichtlichen Blickfeld verschwindet, wirkt der 2. Weltkrieg mit seinen über 60 Mio. Toten sowie den vielen in ihm verübten Verbrechen bis heute nach. Auch hier in Wanlo finden sich viele Familien, die durch den 2. Weltkrieg Angehörige verloren haben. Der Fund und die Entschärfung der amerikanischen Fliegerbombe vor gut zwei Wochen hier am Ortsrand weist uns heute noch darauf hin, wie nah der Krieg damals an Wanlo herangerückt war. Der Krieg wirkt nach – bis heute.

Auch in vielen Daten und Gedenktagen wirkt der Krieg bis heute nach. Vor etwa drei Monaten jährte sich die sogenannte Machtergreifung Hitlers zum 80. Mal, kurz darauf gedachte man des 70. Todestages der Geschwister Scholl, die sich gegen das Regime aufgelehnt hatten und dafür ermordet wurden. Diese beiden geschichtlichen Ereignisse dienen in ihrer Erinnerung stets dazu, auf die Brutalität und Fatalität des damals herrschenden NS-Regimes hinzuweisen. Im Mittelpunkt dieser Erinnerung steht immer der Verweis auf den Mut, den einzelne gehabt haben, sich gegen die Nationalsozialisten und das von ihnen verübte Unrecht aufzulehnen, mit der Intention, sich diesen Mut als Beispiel für rechtschaffenes eigenes Handeln zu nehmen. Im Jahr 2013 mag diese Erinnerung mehr als angebracht sein.

Denn während wir hier an diesem Mahnmal für die Verbrechen der Menschheit gedenken, findet in München der Prozess gegen die Terrorgruppe NSU statt, die mit ihren rassistischen Anschlägen ganz Deutschland erschüttert hat. Während wir hier gedenken, spaltet sich das nach dem Kriege in mühseliger Arbeit vereinte Europa im Zuge der Euro-Krise immer weiter, die Folge ist immer weiter zunehmender Nationalismus. Die Gefahr von „Rückfällen“ in längst überwunden geglaubte Denkmuster droht. Der Krieg wirkt nach – bis heute.

Entsprechend wichtig und erforderlich sind gesellschaftliche Gruppen, die sich diesem Nachwirken nationalistischer und undemokratischer Tendenzen entgegenstellen. Dazu sind insbesondere die Schützen und Bruderschaften in der Lage, denn sie selbst nehmen ihre Kraft aus einer Wurzel, die schon lange wächst und es schafft, bis heute nachzuwirken: Tradition. Über unsere christliche Tradition, unsere gelebten Werte von Glaube, Sitte und Heimat sowie unser Eintreten für Eintracht und Gemeinschaft schaffen es die Bruderschaften, einen wichtigen Stützpfeiler für die freiheitlich demokratische Grundordnung einer integrierten Gesellschaft in Deutschland zu bilden. Mit unseren Festen schaffen wir Gemeinschaft, mit unseren Gruppen werden gesellschaftliche Schichten und Grenzen aufgehoben, in unseren Taten stellen wir das Gemeinwohl und die Nächstenliebe in den Mittelpunkt, mit unserer Jugendarbeit geben wir Kindern und Jugendlichen eine Stimme und in gesamteuropäischer Eintracht überwinden wir die Schlagbäume unserer nationalen Grenzen.

Dieses Ehrenmal, an dem wir heute Morgen stehen, mahnt uns Bruderschaftler dementsprechend zur Wachsamkeit, zur Aufrichtigkeit sowie zum Erhalt unserer gewachsenen Traditionen, die zum Fundament einer für die Menschlichkeit eintretenden Gesellschaft im 21. Jahrhundert werden können. So wie wir hier stehen, sehen wir: Der Krieg wirkt nach – bis heute. Aber: Bruderschaft wirkt ebenfalls nach – bis heute und sicherlich darüber hinaus. Zum Glück.

 


 

Bewerbungsschreiben zur Vereinsförderung durch die NEW 2012

 

Die St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo 1400 e.V. bewirbt sich hiermit um den Vereinsförderpreis der NEW AG mit ihrem Projekt der nachhaltigen Jugendarbeit.

Jugendarbeit generell zählt zu den wichtigsten Bestandteilen der ehrenamtlichen Vereinsarbeit. Durch sie werden eine Vielzahl von Angeboten für Kinder und Jugendliche vor Ort geschaffen, Wissen und Werte in auf die Jugend zugeschnittenen Veranstaltungen vermittelt und ein eigener Vereinsnachwuchs aufgebaut, der die Traditionen des Vereins auch in der Zukunft weiterträgt. Dadurch leisten Vereine einen aktiven Beitrag zur gesellschaftlichen Integration – vor allem in kleineren Ortschaften. Insbesondere für historische Schützenbruderschaften wie die Wanloer Bruderschaft gestaltet es sich allerdings häufig schwer, Kinder und Jugendliche für das „Mitmachen“ in einem solchen Verein zu begeistern: Die meisten Mitglieder sind über 40 Jahre alt, die gesteckten christlichen Werte und Traditionen gelten als „uncool“ und der Schießsport hat bei Eltern und Jugendlichen einen schlechten Ruf.

Umso stolzer ist die St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo, dass sie es geschafft hat, über kindgerechte und begeisternde Aktionen den Verein und den Ort wieder für Kinder und Jugendliche attraktiv zu machen. Seit Ende 2010 verwirklicht die Wanloer Bruderschaft durch eigeninitiierte Veranstaltungen das Projekt, eine aktive und nachhaltige Jugendarbeit für die Kinder Wanlos (ein Ort ohne Schule und aktiven Sportverein) zu betreiben und diese Kinder und Jugendlichen für gelebte Gemeinschaft, Heimat und Traditionen zu begeistern.

So konnte seit 2010 unter der Leitung eines Jugendwartes eine über 30 Kinder und Jugendliche starke Gruppe der „Jungschützen“ aufgebaut werden, die nun das Bild der Bruderschaft sowie des ganzen Dorfes Wanlo durch ihre Aktionen prägt. Die Jungschützen beteiligen sich am traditionellen Rosenmontagszug in Wanlo, sie bilden beim Schützenfest die größte Wanloer Gruppe und sind mit ihren neu angeschafften Uniformen der absolute Blickfang. Auch bei auswärtigen Terminen vertreten diese vier- bis vierzehnjährigen Kinder die Wanloer Bruderschaft, so beispielsweise in diesem Jahr beim Diözesanjungschützentag in Meerbusch sowie dem Stadtschützenfest in Mönchengladbach.

Von Eltern, Vorstandsmitgliedern und den Kindern selbst gestaltete Zeltausflüge, Gruppenfahrten und Feiern sind im Programm speziell auf die Kinder und Jugendlichen zugeschnitten. Ein jährlich stattfindender „Tag der Jungschützen“ soll zusätzlich Wissen über Tradition und Brauchtum vermitteln, aber auch durch Teamarbeit und gemeinsames Feiern ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen, welches auch die Eltern und ältere Vereinsmitglieder mit einbindet. Größter Ausdruck dieser Gemeinschaft von Jung und Alt ist das jährliche Quietscheentchenwettrennen, das die Bruderschaft auf der Niers veranstaltet. Fast 200 Teilnehmer und Besucher gab es allein in diesem Jahr. Die unterhaltsame Verbindung von kindgerechten Angeboten, Straßenfestatmosphäre und gelebtem „Spaß an der Freude“ bei dieser Veranstaltung ist prägender Ausdruck für die Philosophie der Jugendarbeit der Wanloer Bruderschaft.

Der Erfolg dieser Aktionen spricht durch begeisterte Besucher und steten Mitgliederzuwachs für sich, allerdings sind mit ihnen auch ein erheblicher Arbeitsaufwand für die Vorstandsmitglieder und Jugendbeauftragten des Vereins sowie teils große finanzielle Investitionen verbunden. So belastete allein die diesjährige Beschaffung der neuen Uniformen, die den Jungschützen bei ihren Schützenfest-Auftritten zu einer neuen und gefestigten Identität verhilft, das Bruderschaftskonto mit einem vierstelligen Betrag. Aus diesem Grund freut sich die Bruderschaft immer über großzügige Spender, die zweckgebunden die bruderschaftliche Jugendarbeit in Wanlo unterstützen wollen. Da in naher Zukunft noch weitere Aktionen und Projekte im Zuge der nachhaltigen Jugendarbeit in der Wanloer Bruderschaft verwirklicht werden sollen, wie z.B. die Einführung eines Wettbewerbs zur Ermittlung des Schülerprinzen (für sechs- bis vierzehnjährige Kinder), der auch eine eigene Silberkette erhalten soll, würde sich die Wanloer Bruderschaft sehr freuen, wenn sich die NEW durch den Vereinsförderpreis an diesen Vorhaben beteiligen und damit gleichzeitig unsere gelungene Arbeit würdigen würde.

Denn die Jugendarbeit der Bruderschaft Wanlo ist durch große Eigeninitiative und hohes Engagement von Vorstand, Eltern und Jugendwart, die dafür viel Zeit, Mühe und auch Geld investieren, geprägt. Durch die Fokussierung auf die Kinder und Jugendlichen und die kreative Entwicklung von Angeboten für diese stehen Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung im Geiste gelebter Gemeinschaft für Wanlo im Mittelpunkt dieser Arbeit. Die ständige Weiterentwicklung von bestehenden Institutionen und Veranstaltungen sowie die konkreten Innovationen, die sich im Zuge der Jugendarbeit der Bruderschaft entwickelt haben, prägen nun das Bild von Verein und Dorf.

Auf diesen Erfolgen wollen wir aufbauen und die 612 Jahre alte Wanloer Bruderschaft zukunftsfest machen. Auf diesen Erfolgen wollen wir ein lebenswertes Wanlo mit einer starken Gemeinschaft, die die Bruderschaft mitträgt, für unsere Jugend gestalten.

Weitere Informationen gibt es auch unter www.bruderschaft-wanlo.de unter dem Punkt „Jungschützen“.

 

Nachtrag: Anfang 2013 wurde die Vereinsförderung durch die NEW bewilligt und unser Verein durfte sich über einen Spendenscheck in Höhe von 300 Euro freuen.

 


 

 Ansprache zur Krönungsfeier in der Pfarrkirche 2013

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Bruderschaftler!

Blickt man heute Abend in die ersten Reihen unserer Pfarrkirche, mag man sich wundern, wer hier im Zentrum dieser traditionellen Krönungsfeierlichkeiten steht. Neue Jungkönigin ist nun Yvonne Schmitz, gerade einmal 15 Jahre alt, und als erster Schülerprinz der Bruderschaft erhielt der neunjährige Jason Schroers seine nagelneuen Insignien.

Schon im vergangenen Jahr richteten sich viele Augen in Wanlo auf die neue Jugendbewegung in der Bruderschaft. Die innerhalb von wenigen Jahren aufgebaute Gruppe der Jungschützen erregte durch ihre große Anzahl und die neuen Uniformen während des Schützenfestes und bei auswärtigen Terminen großes Aufsehen. Selbst Bezirkspräses Johannes van der Vorst ging im November hier in der Pfarrkirche sichtlich das Herz auf, als er all diese Kinder bei der Messe zum Jungschützentag erblickte.

Nun setzt sich in diesem Jahr also die Geschichte von den „jungen“ Repräsentanten der Wanloer Bruderschaft fort, nachdem sie im Vorjahr bereits durch Jungkönig Gerrit Stevens mit seinen Ministern Sven Jennessen und Martin Moll vertreten wurde. Als Mittzwanziger fiel es ihnen allerdings recht leicht, diese Aufgabe anzunehmen und ihre Rolle als „Vertreter“ eines „großen Königs“ auszufüllen. Ihnen gebührt auch an diesem Abend, an dem sie aus ihrer Verantwortung entlassen werden, ein großer Dank für die vielen schönen Momente des Schützenfestes 2012, für die sie auch sehr viele Mühen auf sich genommen haben.

Diese Stellvertreter-Rolle für einen großen König können dieses Jahr weder Jungkönigin Yvonne Schmitz mit ihren Ministerinnen Kristina Döhmen und Julia Heintges noch Schülerprinz Jason Schroers mit seinen Rittern Justin Sudkamp-Nauschütz und Renè Wienands erfüllen – das erwartet natürlich auch niemand von ihnen. Sie sind als Jungkönigin und Schülerprinz mit ihren Adjutanten Vertreter ihrer Altersklassen und müssen kein Ersatz sein für einen fehlenden Schützenkönig. Sie repräsentieren viel eher die Stärke der Jugend, die in unserer Bruderschaft wieder neu entflammt ist. Sie stehen damit als Stellvertreter für eine Jugend, die bereit ist, lang gewachsene Traditionen weiterzuführen und diese mit der heutigen Zeit zu verbinden. Sie stehen für die in der Jungschützengruppe gelebte Gemeinschaft, die in Zeiten von Individualisierung und Entfremdung – insbesondere von Jugendlichen – ein nicht zu unterschätzender Wert für eine Dorfgemeinschaft ist. Sie stehen für innovative Ideen, Kreativität in der Jugendarbeit und einen „frischen Wind“, der besonders in so alten und traditionsverbundenen Vereinen wie unserer Bruderschaft so wichtig ist.

Deshalb können wir stolz sein, Yvonne Schmitz und Jason Schroers hier heute Abend in der vordersten Reihe als gekrönte Repräsentanten unserer bruderschaftlichen Jugend stehen zu haben. Indem ihnen die Möglichkeiten geboten werden, in unserer Bruderschaft vereint mit Spaß und Freude zusammenzustehen, so dass sie hier die christlichen Werte von Glaube, Sitte, Heimat in gelebter Gemeinschaft erfahren, findet das Wort Jesu Erfüllung, wenn er sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“

 

 


 

Ansprache zur Beförderung von Heinz Klauth und Karl Heinrichs während der Krönungsmesse 2013

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bruderschaftler.

Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam unseren General Heinz Klauth nach 25 Jahren im Amt mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Seine Verdienste um die Bruderschaft, die er in den vergangenen 60 Jahren als aktiver Schützenbruder erbracht hat, sind unbestritten und auch die Fußstapfen, die er mit seinem Rückzug aus dem „aktiven Dienst“ hinterlässt, unglaublich groß. Wir können voller Stolz auf die Amtszeit von Heinz Klauth als General zurückblicken und gleichzeitig froh sein, dass er sich nicht vollends von der Bruderschaft zurückgezogen hat, sondern uns weiterhin mit Rat und Tat im bruderschaftlichen Alltag unterstützt. Von daher freue ich mich nun, Heinz Klauth offiziell zum Generalfeldmarschall unserer Bruderschaft zu ernennen, nachdem Pastor Schuck dies als Präses schon im kleinen Kreis im Jubiläumsjahr 2000 vorgenommen hatte. In dieser Position, die er nun im bruderschaftlichen Ruhestand ausfüllen wird, bleibt er uns mit all seinem Wissen und seiner Erfahrung als Offizier in der Bruderschaft erhalten. Lieber Heinz, ich verleihe Dir hiermit den Marschallstab, der fortan sowohl als Zeichen für Deine hohe Würde als auch als Andenken für viele Jahre im Geiste von Glaube, Sitte und Heimat dienen soll.

Als Nachfolger im Generalsamt ist bei der letzten Mitgliederversammlung bereits Karl Heinrichs bekannt gegeben worden. Er wird ab diesem Jahr derjenige sein, der in die großen Fußstapfen seines Vorgängers tritt und somit das Oberkommando über die Schützen unserer Bruderschaft übernimmt. Schon der donnernde Applaus, der bei seiner Vorstellung im Pfarrheim über ihn hereinbrach, zeigt: Er ist genau der Richtige dafür. Karl Heinrichs ist bereits seit 40 Jahren in der Bruderschaft aktiv, er vertrat den Verein bereits als Jungkönig 1974 und 30 Jahre lang als Vorstandsmitglied. Zweimal stand er dem Schützenkönig als Minister zur Seite. Seit über 25 Jahren ist er der Gruppenführer der Chargierten, bei denen er in dieser Zeit viel für den Gruppenzusammenhalt und die Gemeinschaft getan hat. Mit Deiner ruhigen und besonnenen Art, Deinem Humor und Deiner Aufgeschlossenheit hast Du Dir in der Bruderschaft wie im Ort viel Respekt und gute Freunde verdient. Wir können also voll Vertrauen festhalten: Ja, Du kannst das! Du bist der richtige Mann an der Spitze unseres Zuges. Für die Bruderschaft Wanlo ist es eine Ehre, Dich fortan als General zu haben.

Daher erhebe ich Dich nun im Namen aller Schützen der St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo und im Angesicht Gottes offiziell in das Amt des Generals der Bruderschaft!

 

 


 

Verabschiedung von Heinz Klauth aus dem Amt des Generals 2012

 

Liebe BruderschaftlerInnen, liebe Gäste,

Heinz Klauth ist bei diesem Schützenfest zum letzten Mal unser General gewesen. Im Namen der St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo möchte ich noch ein paar Worte des Dankes an ihn verlieren.

Heinz, Du bist seit 60 Jahren in der Bruderschaft und seit der ersten Stunde als Aktiver dabei. Als Gründungsmitglied der seit seit 55 Jahren bestehenden Chargiertengruppe weißt Du besonders gut, wie viel Zeit das wirklich ist. In dieser Zeit bist Du 22 Jahre lang 2. Brudermeister gewesen, zwei Mal Schützenkönig und in diesem Jahr ist es 25 Jahre her, dass Du General der Bruderschaft wurdest.

Im nächsten Monat wirst Du 75 Jahre alt und jeder von uns kann verstehen, dass für Dich nun die Zeit gekommen ist, sich aus dem aktiven Bruderschaftsleben zurückzuziehen. Dieser Rückzug sei Dir auch gegönnt, denn Du hast das Bild der Bruderschaft über Jahrzehnte hinweg vorbildlich geprägt.

Aus diesem Grund wollen wir Dir heute „Danke“ sagen. Danke für all die Verantwortung, die Du übernommen hast, den Einsatz den Du gezeigt hast, die Kämpfe, die Du bestritten hast und für all das Engagement, mit dem Du Dich für Wanlo und die Bruderschaft – also für uns – eingesetzt hast. Die Liste dessen, wofür Dir zu danken wäre, ließe sich beliebig lange fortsetzen.

Womit kann man diese Lebensleistung für die Bruderschaft ehren? Kein Geschenk dieser Welt kann dies leisten. Unser kleines Präsent und die militärische Ehre des Großen Zapfenstreichs sind nur das Mindeste, womit wir Dir zum Abschied Gutes tun und Dank ausdrücken möchten. Ansonsten haben wir die Hoffnung, dass Dir vieles von dem, was Du in den letzten 60 Jahren der Bruderschaft gegeben hast, von ihr auch zurückgegeben wurde. Spaß. Gemeinschaft. Freundschaft. Das sind die wahren Werte sowie der unbezahlbare Dank des steten Einsatzes für Glaube, Sitte und Heimat.

Heinz, vielen Dank für alles, was Du hier geleistet hast. Wir können hoffen, dass Du der Bruderschaft weiterhin verbunden bleiben wirst und uns mit Rat und Tat zur Seite stehst. Für die Zukunft wünschen wir Dir alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, und einen schönen Ruhestand nach 60 Jahren erfüllten Bruderschaftsleben.

Danke!

 

 


 

Rede am Ehrenmal 2012

 

Meine Damen und Herren, liebe Bruderschaftler, verehrte Gäste!

Wie in jedem Jahr haben wir uns hier traditionell am Ehrenmal versammelt, um durch eine feierliche Kranzniederlegung der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Dieses Ehrenmal ist für uns, die wir hier versammelt stehen, dabei ein Symbol, eine zentrale Gedenkstätte. Eine Gedenkstätte – insbesondere für die unschuldigen Opfer der beiden verheerenden Weltkriege. Der erste Weltkrieg forderte etwa 17 Millionen Tote, der zweite gar 60 Millionen. All diese Menschen fielen letztlich ideologischen Wahnvorstellungen und sinnloser Gewalt zum Opfer. Nicht zu vergessen sind all jene, die durch Verwundungen und das im Krieg Erlebte bis zum heutigen Tag als Opfer unmenschlicher physischer und psychischer Gewalt zu leiden haben.

Unter diesen Opfern waren vor allem Kinder und Jugendliche besonders betroffenen. Unzählige Jugendliche wurden in den Weltkriegen eingezogen und als Soldaten in Gefechten verheizt. Sie kamen nicht zurück. Unzählige Kinder wurden im Kriegstreiben an der Heimatfront ihrer Kindheit beraubt, indem sie als Flakhelfer, Hitlerjungen oder im Volkssturm zum Kampf gezwungen wurden. Sie haben diesen Kampf verloren. Unzählige Frauen und Kinder starben durch Bombardierungen, Massaker, Unterernährung oder auf der Flucht. Sie wurden zu unschuldigen Opfern.

Die zentrale Intention einer solchen Veranstaltung wie der heutigen ist, dass klar werden muss, dass sich diese Ereignisse nie wiederholen dürfen. Dafür ist das Ehrenmal auch ein Mahnmal. Es mahnt, dass politische und gesellschaftliche Bestrebungen hin zu Frieden und Versöhnung umgesetzt werden müssen und dass es in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr geben darf für Extremismus und Gewaltverherrlichung. Es mahnt, dass das Gedenken an die Opfer und die Aufarbeitung der Vergangenheit auch in dieser schnelllebigen Zeit nicht vergessen werden dürfen. Und es mahnt, dass es nichts Wichtigeres gibt, als unschuldige Opfer zu vermeiden.

So müssen insbesondere für Kinder und Jugendliche Voraussetzungen geschaffen werden, dass sie unter friedlichen und gewaltfreien Bedingungen aufwachsen und den Wert des Lebens schätzen lernen können. Diese Voraussetzungen erfüllen zum einen die Elternhäuser, Kindergärten und Schulen mit einer liebe- und verantwortungsvollen Erziehung sowie zum anderen mit Jugendarbeit betraute Institutionen wie beispielsweise Sport- und Musikvereine. Auch Bruderschaften können diese positive Wertebasis aufbauen.

Bruderschaften gründen auf christlichen Werten und leben gemeinschaftsorientierte Überzeugungen aus. Damit werden sie zu einem wichtigen gesellschaftlichen Element, welches soziale Werte vermittelt und diese im bruderschaftlichen Zusammenleben in den Vordergrund rückt. Daher ist es besonders erfreulich, dass die St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo durch eine erfolgreiche Jugendarbeit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen diese Werte vermitteln kann. Somit erleben diese die wahre Stärke von Gemeinschaft, Nächstenliebe, Respekt und Verantwortung.

Durch diesen werteorientierten Zusammenhalt können Vereine wie unsere Bruderschaft einen Beitrag zu einem friedvollen Zusammenleben in unserer Gesellschaft leisten. Sie haben dabei – und das wird besonders an diesem Ort deutlich – die Aufgabe und das Ziel, Menschen zusammenzubringen und so ein friedliches, respektvolles Miteinander zu schaffen, so dass todbringender Hass, Gewalt und Krieg keine weiteren Opfer mehr fordern können.

 

 


 

Ansprache zur Krönungsfeier in der Pfarrkirche 2012

 

Bereits in den ältesten Aufzeichnungen über die Wanloer Bruderschaft finden ihre beiden Schutzpatrone Erwähnung. Als Sankt Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo sind dies Antonius der Große und der Heilige Sebastian.

Antonius gilt heute als erster Mönch in der christlichen Geschichte. Er lebte im 3. und 4. Jhd. n. Chr. in Ägypten als Asket. Inspiriert durch das Wort Jesu hauste er einsam in der Wüste ohne Besitztümer und lehrte andere, ebenfalls als Einsiedler zu leben. In den Lebensberichten über Antonius wird erwähnt, dass er während seiner Askese in der Wüste oftmals in Versuchung geführt wurde. Er widerstand aber allen Visionen, die ihn zu Sünden oder Unzucht treiben wollten. Die Kirche sieht Antonius aufgrund dieses Widerstandes gegen die innere Qualen als Vorbild für alle Mönche und Nonnen.

Ein Vorbild zu sein – das zeichnet einen Menschen in besonderer Weise aus. Ein Vorbild dient als Inspiration und Orientierung für andere Menschen und trägt dazu bei, dass gute Eigenschaften weitergetragen und übernommen werden. Gute Eigenschaften wie zum Beispiel das Leben von Glaube, Sitte und Heimat.

Den Schützenkönig einer Bruderschaft kann man entsprechend besonders für seinen Vorbildcharakter loben. Er repräsentiert aktiv die Bruderschaft und steht während seiner Amtszeit im Mittelpunkt der Schützengemeinschaft. Auswärtige Gäste nehmen ihn in besonderem Maße wahr, der Schützenzug salutiert vor ihm und erweist ihm während der Prunkfeierlichkeiten alle Ehre. Der Schützenkönig steht für Glaube, Sitte und Heimat ein, scheut keinerlei Mühen und beweist gegenüber allen Bruderschaftlern besondere Großherzigkeit. Er ist ein Vorbild.

Ein solches Vorbild ist auch Stefan Peters mit seinen Ministern Michael Bihn und Jochen Hermanns. Vor einem Jahr ist Stefan Peters hier zum König gekrönt worden. In seiner „Amtszeit“ 2011 hat er es geschafft, alle zu begeistern. Er hat seine Rolle als Schützenkönig gelebt und stand für die Werte der Bruderschaft voller Elan und Überzeugung ein. Ihm, seinen Ministern, allen Partnerinnen und seinen vielen Freunden und Helfern verdankt die Bruderschaft ein hervorragendes Schützenjahr 2011. Doch heute endet diese Amtszeit. Das Silber, das Stefan Peters zum König machte, wird ihm gleich wieder genommen.

Ist damit alles vorbei? Nein. Denn eine wichtige Eigenschaft eines jeden Vorbildes ist das Talent, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Durch das wunderbare Schützenjahr 2011 hat Stefan Peters diesen Eindruck hinterlassen – in den Erinnerungen aller Schützen, die mit ihm feiern durften. Doch auch in hunderten von Jahren wird man sich noch alle Schützenkönige von Wanlo erinnern. Ihre Plaketten an der Silberkette, die von Generation zu Generation weitergetragen werden, erinnern an ihre Zeit als Könige. Sie legen über solche ehrenvolle Wanloer Zeugnis ab, die Glaube, Sitte und Heimat gelebt haben und die Schützenkönige und –königinnen in Wanlo waren. Es ist eine Kette voller Vorbilder – sie wird heute um eines reicher.

In diesem Jahr steht der Jungkönig im Mittelpunkt des Wanloer Schützenbrauchtums. Gerrit Stevens übernimmt gleich die Jungkönigssilberkette von Simon Peters, der im letzten Jahr seine Aufgaben als Jungkönig mit seinen Ministern Dominik Schmitz und Alexander Venedey ehrenhaft ausgefüllt hat. Sie bestachen mit außergewöhnlicher Tatkraft und tollem Engagement sowie durch einen fantastischen Teamgeist. Durch die zentrale Rolle, die Gerrit Stevens als Jungkönig mit seinen Ministern Sven Jenneßen und Martin Moll dieses Jahr spielen wird, werden die Drei verstärkt im Mittelpunkt des Geschehens der Prunkfeierlichkeiten stehen. Bereits zum dritten Mal stehen sie jetzt in der Bank zur Krönung beisammen. Sven Jenneßen und Martin Moll hatten das Amt 2002 bzw. 2006 inne. Sie sind quasi schon „alte Hasen“ – und das nicht nur, weil sie das älteste Jungkönigshaus von Wanlo in 44 Jahren stellen. Das Jungkönigshaus 2012 hat Erfahrung und ist der Bruderschaft mit ihren Werten Glaube, Sitte und Heimat über viele Jahre hinweg treu und verbunden geblieben. Auch in dieser Weise dient das Jungkönigshaus bereits als Vorbild. An ihnen liegt es nun, ihr Jahr 2012 und ihre Prunkfeierlichkeiten unvergesslich zu machen. Der erste unvergessliche Moment folgt nun: Ihre Krönung im Geiste der bruderschaftlichen Gemeinschaft und im Sinne von Glaube, Sitte und Heimat.

 

 


 

Verabschiedung von Andreas Klauth aus dem Amt des Brudermeisters 2011

 

Liebe Bruderschaftler,

 

unser Brudermeister Andreas Klauth zieht sich aus privaten Gründen aus seinem Amt zurück und steht nicht mehr zur Wiederwahl als 1. Brudermeister bereit. Aus diesem Anlass wollen wir ein paar dankende Worte an ihn richten, denn ihm gebührt höchste Anerkennung für seine als Brudermeister der St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo geleistete Arbeit.

„Turbulent, lang, zwischen sachlich und unsachlich, aber nie ausfallend, suchte die Versammlung einen neuen Brudermeister. Der heißt Andreas Klauth und wohnt in Viersen.“ So beschrieb der Niersbote 2004 Andreas Klauths Wahl zum Brudermeister unserer Schützenbruderschaft. Sieben Jahre sind seither vergangen, in denen Andreas vielen Höhen und Tiefen der bruderschaftlichen Arbeit durchlebt hat. Mehrere Jahre prägte eine innere Zerrissenheit unsere Bruderschaft; Zwist und Streitigkeiten belasteten den Zusammenhalt in gefährlicher Weise. Allein elf verschiedene Mitglieder besetzten seit 2004 die Vorstandsposten um Andreas Klauth. Es mangelte an Ruhe und Kontinuität. Finanzielle Schwierigkeiten häuften sich, die Bruderschaft stand 2008 vor dem Aus. Die innere Unruhe durch brodelnde Konflikte hätte das Gebilde der bruderschaftlichen Freundschaft fast zum Einsturz gebracht.

Doch die Zerreißprobe wurde bestanden und die Bruderschaft gerettet. Dies ist insbesondere das Verdienst unseres Brudermeisters Andreas Klauth.

Er schaffte es, ruhig und besonnen zu bleiben – auch in turbulenten Zeiten. Er hat durch kontrolliertes Suchen nach Lösungen und Kompromissen sowie durch klare Worte zur richtigen Zeit dazu beigetragen, dass die Bruderschaft fortleben konnte; und zwar in gestärkter und gefestigter Gemeinschaft.

Es zählt zu Andreas Klauths Verdiensten, dass er Engagement und Verantwortungsbewusstsein in seinem Amt als Brudermeister gezeigt hat. Mit einem neuen Vorstand hat er die Weichen in eine bessere Zukunft gestellt und ein neues Gemeinschaftsgefühl in der Bruderschaft entstehen lassen. Tatkräftig übernahm er 2005 das Amt des Schützenkönigs und zeigte somit seinen vollen Einsatz für Glaube, Sitte und Heimat in Wanlo.

Mit einem hohen Maß an persönlichem Einsatz für die Förderung von neuen Innovationen der Bruderschaft, wie dem Dia-Abend, dem Internetauftritt oder den erfolgreichen Arbeitsgruppen schaffte es Andreas Klauth, eine Vorbildfunktion für einen Brudermeister in Wanlo zu werden. Ihn zeichnen Mut, Tatkraft und Stärke aus, die sich in schweren Zeiten bewährten. Sein Verantwortungsbewusstsein, seine Ruhe und Ausgeglichenheit sind lobenswerte Eigenschaften für einen Brudermeister, denn nur mit ihnen ist es möglich, Wogen zu glätten und Probleme zu lösen. So lautet auch ein altes chinesisches Sprichwort: „Unveränderlichkeit und Ruhe sind Zeichen äußerster Vollkommenheit.“

Andreas, der Vorstand und alle Mitglieder der St. Antonius-Sebastianus Bruderschaft Wanlo sind Dir zu tiefstem Dank verpflichtet. Wir sind stolz, dass wir Dich in unserer Mitte haben dürfen. Danke für Alles und viel Glück weiterhin!

  

 


 

Apell an Gemeinschaft und Eintracht im Festheft 2010

 

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Wanlo,

der Soziologe Ferdinand Tönnies (1845-1936) schreibt in seinem Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ von 1887 unter dem Punkt „Gemeinschaft des Ortes“: „Nachbarschaft ist der allgemeine Charakter des Zusammenlebens im Dorfe, wo die Nähe der Wohnstätten, die gemeinsame Feldmark oder auch bloße Begrenzung der Äcker zahlreiche Berührungen der Menschen, Gewöhnung aneinander und vertraute Kenntnis voneinander verursacht (…)“ Dieses gemeinschaftliche Zusammenleben fasst er unter dem Begriff „Eintracht“ zusammen.

Seit 610 Jahren steht die St. Antonius-Sebastianus-Bruderschaft Wanlo dafür, diese gemeinschaftliche Eintracht im Ort zu leben und zu fördern. Diese lange Tradition bestärkt jeden Bruderschaftler darin, an Glaube, Sitte und Heimat festzuhalten und damit den Geist der Gemeinschaft im Ort lebendig zu halten. Über unsere Ortsgemeinschaft sind wir einträchtig stark, auch in Zeiten der Krise und des gesellschaftlichen Wandels.

Wanlo und seine Bewohner können auf eine lange Geschichte und Tradition zurückblicken. Ausdruck dieser Tradition ist das jährliche Schützenfest der St. Antonius-Sebastianus-Bruderschaft. Durch die festlichen Umzüge, die Tanzabende, das fröhliche Beisammensein und den Vogelschuss werden Tradition und Dorfgemeinschaft jedes Jahr aufs Neue erlebt. Diese Feier in Eintracht und Nachbarschaft entfesselt die Kraft der Gemeinschaft und macht die Werte des Zusammenhaltes und der Tradition lebendig.

Doch diese Gemeinschaft ist nicht nur den Mitgliedern der St. Antonius-Sebastianus-Bruderschaft vorbehalten, sondern alle Bewohner von Wanlo sind eingeladen, mitzufeiern. Alle Wanloer sind durch ihre Heimat hier im Ort ein Teil der Ortsgemeinschaft. Die St. Antonius-Sebastianus-Bruderschaft Wanlo feiert diesen traditionellen Wert der Gemeinschaft mit dem Schützenfest und ruft jeden Bürger auf, seine Teilhabe an der Dorfgemeinschaft wahrzunehmen und mitzufeiern.

Wir sind alle ein Teil von Wanlo! Als Gemeinschaft in den Werten Glaube, Sitte und Heimat sind wir stark! Wir wollen als Gemeinschaft auftreten und in Eintracht und Verständnis unser Schützenfest 2010 nach langer Tradition feiern!

Machen wir mit!

Zeigen wir uns!

Wir sind Wanlo!

Wir sind die Gemeinschaft!

Wir sind die Tradition!

Wir sind die Eintracht!